GABRIELE HOFFMANN: "SCHÄTZE UNTER WASSER"

Heute hat man selbst solche als unerreichbar erachteten Schiffswracks wie die der "Titanic" und der "Bismarck" aufgespürt und sogar Teile von ihnen ans Licht der Welt zurückgeholt. Doch die Geschichte der Bergung sensationeller oder zumindest wertvoller Funde der tauchenden Archäologen ist noch gar nicht so alt. Auf jeden Fall aber ist sie spannend, denn die Funde sind oft aufschlussreiche Zeitkapseln.

"Schätze unter Wasser" nennt sie denn auch zu Recht die Historikerin Gabriele Hoffmann in ihrem Buch über versunkene Welten auf dem Meeresgrund. Am Anfang und noch heute gehören natürlich gerade die Schätze im Sinne des Wortes zu den größten Verlockungen der Unterwasserarchäologen. Wenn dann eine mit Silberladung gefüllte Galeone aufgespürt wird, werden aus Forschern schnell aus Schatzjäger. Das Buch jedoch widmet sich in erster Linie den wirklichen Entdeckungen, die jeweils auch manche alten Geheimnisse zu lüften halfen.

So besuchen seit 1962 jährlich Zehntausende Schaulustiger das in Stockholm eigens für einen sensationellen Schiffsfund gebaute Museum: es birgt das 1628 kurz nach dem ersten Ablegen gekenterte Kriegsschiff "Wasa", das 1956 gehoben und in jahrelanger Feinarbeit aufgearbeitet wurde. Experten errechneten am hoch aufragenden Prachtschiff, dass es an seiner eigenen Größe zugrunde gegangen war - die schließlich tödlichen zusätzlichen Aufbauten erfolgten übrigens auf persönliche Anweisung des schwedischen Königs.

Umbaufehler verursachten wohl auch das Sinken der "Mary Rose", einem der ersten echten Kampfschiffe des aufstrebenden England, das 1545 ohne Feindeinwirkung unterging. Woran aber scheiterte gleich eine ganze Flotte, die stolze spanische Armada, die 1588 England erobern sollte? Sidney Wignall war unzufrieden mit den dürftigen widersprüchlichen Aussagen von Urkunden und Berichten. Und für ihn stand fest: nur die Wracks selbst würden eine realistische Antwort geben, warum diese Flotte von 130 mächtigen Schiffen mit ihren erfahrenen Besatzungen so schmählich gegenüber der kleinen englischen Flotte versagte.

Die Geschichte der Wracksuche und der Schlüsse, die die Funde erlaubten, ist ebenso spannend zu lesen wie auch jene von Schiffen selbst aus Zeiten der Trojaner oder der Wikinger. Und die Autorin beleuchtet auch die Entdeckungen um die alte Wikinger-Stadt Haithabu. Sie schildert außerdem, wie die Forscher anfangs belächelt wurden, bis sie mit vielerlei Zeugnissen von unschätzbarem Wert die Skeptiker überzeugen konnten. "Schätze unter Wasser" ist absolut authentisch und zugleich fesselnd wie ein guter Unterhaltungsroman.

 

# Gabriele Hoffmann: Schätze unter Wasser - Abenteuer Archäologie; 383 Seiten, div. Abb.; Europa Verlag, Hamburg; € 24,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

 

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: SB 115 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de