SARAH BRADFORD: "JACKIE KENNEDY ONASSIS"

Man nannte sie Amerikas Königin. Als Witwe wurde sie vergöttert. Als sie Onassis heiratete, erlebte sie Wut, Ablehnung und Schadenfreude – Jackie Kennedy Onassis. Über diese wohl schillerndste Frauengestalt des 20. Jahrhunderts hat Sarah Bradford nun eine opulente Biografie mit dem Untertitel "Ein leidenschaftliches Leben" geschrieben.

1929 als Jacqueline Bouvier in Long Island geboren, ist sie untrennbar mit dem Mythos der Kennedy-Familie verbunden, seit sie 1953 den charismatischen Kongress= abgeordneten John F. Kennedy ehelichte. Ganze 31 Jahre alt war sie, als sie 1961 zur bezaubernden First Lady an der Seite des jugenhaften Präsidenten wurde. Unvergessen ist das Drama von Dallas, wo der Präsident am 22. November 1963 ermordet wird.

Viel weniger bekannt ist dagegen, dass sie einen nicht nur familiären Grund für ihre Gegenwart im selben Hotel hatte, als dann 1968 Johns Bruder Robert als nächster Präsidentenanwärter erschossen wird. Lange Zeit wussten nur Eingeweihte, dass Schwager Bob die große Liebe Jackies war und sie eine leidenschaftliche Affäre miteinander hatten. Um so größer war der Aufruhr, als die bewunderte Witwe dann tatsächlich dem Werben des viel älteren griechischen Tanker-Königs Onassis nachgab. Die Weltpresse giftete damals: "Die Prinzessin heiratet eine Kröte!" Und diese Ehe scheiterte so spektakulär, wie sie begonnen hatte.

Doch wer war Jackie Kennedy Onanssis wirklich? Sarah Bradford, Historikerin und bereits Verfasserin hochkarätiger Biografien, hat mit Hilfe hunderter Interviews mit Zeitzeugen, engen Freunden und Verwandten ein Porträt gezeichnet, das der Wahrheit sehr nahe kommen dürfte. Da ist die Kindheit und Jugend beschrieben, die innige Liebe zum Hallodri-Vater, die ihr Schwanken zwischen Geiz, Habgier und Verschwendungssucht erklären mag. Man erfährt über den Weg der intelligenten, studierten Journalistin bis ins Weiße Haus, eine erste Verlobung, bevor JFK ihr Herz im Sturm eroberte, ihre Liebe zu Pferden und die tiefsitzende Angst vor Armut.

Ungewöhnlich und widersprüchlich wie ihr Leben war auch sie selbst, die als stolz, loyal, liebevoll und anziehend, aber auch als egoistisch, intrigant, hochmütig und nachtragend geschildert wird. Niemand jedoch hat ihr je Charme, Stil und Grazie abgesprochen. Das galt ebenso für die späteren Jahre nach Onassis, als sie ihr eigenes Leben führte, berufstätig als Lektorin, unabhängig mit Affären. Und einer letzten großen Liebe, Maurice Tempelsman, der auch an ihrer Seite war, als sie im Mai 1994 im Alter von 64 Jahren an einer schweren Krankheit starb.

"Jackie Kennedy Onassis", das ist eine Biografie über eine in vielen Facetten schillernde Persönlichkeit. Und es ist zugleich viel mehr als das, denn das hervorragend recherchierte Werk ist auch das Gemälde einer Um= bruchzeit in den 60er und 70er Jahren nicht nur in den USA. Jackie selbst hat nicht Weltgeschichte gemacht, Einfluss gehabt hat sie aber zweifellos. Nicht zuletzt die vielen faszinierenden und durchweg seriös dargestellten Fakten machen die Biografie zu einem spannenden Geschichtsbuch und wüsste man es nicht besser, man könnte immer wieder versucht sein, das Ganze für ein grandios erfundenes Epos zu halten. Doch dies ist nicht Fiktion, dies ist Non-Fiction. Wie im Übrigen die zahl= reichen, teils noch unveröffentlichten Fotos beweisen.

 

# Sarah Bradford: Jackie Kennedy Onassis – ein leidenschaftliches Leben (aus dem Amerikanischen von Petra Dudas); 832 Seiten; div. sw-Fotos; Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt; 67,98 DM

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