MARION ZIMMER BRADLEY: „DIE PRIESTERIN VON AVALON“

Millionen von Lesern haben die Avalon-Trilogie von Marion Zimmer Bradley verschlungen, die 1999 plötzlich verstarb. Die Meisterin des Fantasy-Romans hinterließ jedoch die Vorlage eines großes Abschlusswerkes, das ihre Vertraute Diane Paxton nun posthum veröffentlichte. Und dieses Vermächtnis ist das vielleicht ungewöhnlichste ihrer Werke, denn es verbindet die Welt von Avalon mit der realen historischen Glanzzeit der römischen Kaiser.

„Die Priesterin von Avalon“, das ist Eilan, Tochter von Rian, der Hohepriesterin von Avalon. Sie ist aber auch Julia Coelia Helena, die spätere Mutter von Kaiser Konstantin, der auf der Höhe seiner Macht das Christentum zur Staatsreligion erklärte und ihm damit endgültig zur Verbreitung als Weltreligion verhalf. Diese Eilan, die als Heilige Helena eine historische Gestalt ist, erzählt selbst von ihrem abenteuerlichen Weg von Avalon in die weite Welt bis an die Seite von Constantius Coelius, weströmischer Kaiser und Vater von Konstantin dem Großen.

Schon in frühen Jahren hat der Merlin von Britannien ihr prophezeit, sie werde einst am Wendepunkt der Zeiten stehen und das Tor zwischen zwei Welten aufstoßen. Sie durchlebt die Lehren und Riten der Heiligen Insel und die Gemeinschaft der Priesterinnen, aus der sie schließlich wegen ihrer Unbotmäßigkeit verbannt wird. Und Marion Zimmer Bradley beschwört in diesem großen Alterswerk noch einmal den ganzen Zauber ihrer besten Romane, die starken Frauenfiguren, den Zusammenprall jener geheimnisvollen Welt aus keltischen Vorzeiten mit der modernen des dritten Jahrhunderts der Neuzeit. Wie in den anderen Avalon-Romanen ist die Sprache geradezu elegant, zuweilen fast poetisch und nicht nur bei der Beschreibung der mystisch-magischen Beltane-Feste knistert es zuweilen dezent erotisch.

Eigenwillig sind manche Darstellungen der Frühzeit des Christentums, doch der Streifzug durchs Römische Weltreich um 300 nach Christus ist nicht nur sehr detailgenau beschrieben, er besticht auch durch hervorragend recherchiertes Zeit- und Lokalkolorit. Hilfreich ist außerdem ein Glossar zu den historischen Figuren und Handlungsorten, so dass nicht nur den vielen Avalon-Fans ein niveauvolles Lesevergnügen geboten wird.

 

# Marion Zimmer Bradley: Die Priesterin von Avalon (aus dem Amerikanischen von Marion Balkenhol); 496 Seiten; Wolfgang Krüger Verlag, Frankfurt; 49,87 DM

(öS 364,00/sFr 44,50/€ 25,50)  WOLFGANG A. NIEMANN  (wan/JULIUS)

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