BETTINA DAHSE: "ROMY"

Sie war eine schöne Frau und wahrlich mehr als die Sissy und wenn diese Romy Schneider in Frankreich zur Schauspielerin des Jahrhunderts gekürt wurde, ist das angesichts ihrer großartigen Filme vollauf berechtigt. Ebenso wie auch zu ihrem 20. Todestag nun das Buch "Romy – Ich hätte Ihnen so gern noch was gesagt" von Bettina Dahse.

Eine biographische Hommage nennt die Autorin den großen Bildtextband und das sollte man wörtlich nehmen, denn als richtige Biographie taugt es aufgrund deutlicher handwerklicher Mängel nicht. Schon der Einstieg stimmt nachdenklich, wenn man liest, sie sei im Hause von Romys Mutter Magda Schneider wie eine heimgekehrte Tochter aufgenommen worden und habe über Jahre hin in allen dortigen Unterlagen forschen dürfen.

Man muss die bestimmende Art der Mutter gar nicht kennen, um Aussagen wie diese einordnen zu können: die allseits bekannten Missverständnisse zwischen Mutter und Tochter habe es so nie gegeben wie auch nicht die unglückliche Kindheit mit dem ungetreuen Vater und dem strengen Klosterinternat. Dazu dann einer der vielen Widersprüche: "Sie ist noch ein Kind (mit 15), dem ein Stück seiner Kindheit fehlt." Und ausgerechnet Mutter Magda, zutiefst verletzt, nachdem Ehemann Albach-Retty sie hatte sitzengelassen, wird als Hauptzeugin über den so oft vermissten Vater zitiert.

Oder während die Autorin einerseits ein sehr negatives Bild von Romys Ehemann Harry Meyen zeichnet, erklärt sie zugleich: "Romy weiß sofort, dass sie Meyen liebt." Und woher weiß Bettina Dahse das?! Woraus sein schlechtes Ansehen resultiert, wird schnell klar – er hatte die Familientümelei mit den ständigen Einmischungen der Mutter und des Stiefvaters weitgehend unterbunden. Doch auch die sonstigen Darstellungen sind von Kolportage, Mutmaßungen und viel Amateurpsychologie durchsetzt.

Die Autorin hat zehn Jahre an dieser "ersten authentischen Biographie" geschrieben und das im Stil der von ihr wiederholt so geschmähten Regenbogenpresse. Da wird dann heruminterpretiert bis hin zu sentimentalem Kitsch und "echtem Jubel im tiefsten Herzen". Romy Schneiders Leben war bewegt genug, als dass es dieses Melodrams bedurft hätte, für den etwas anspruchsvolleren Leser aber ist das Wort "vielleicht" in seiner verdächtigen Häufung Aufschluss genug.

Romy-Fans werden sich gleichwohl an der Fülle schöner und teils noch unbekannter Fotos aus allen Lebensjahren erfreuen. Und zum Glück kann bei vielen der Fakten selbst Mutter Magdas allgegenwärtige Sicht der Dinge nicht gar so viel verderben...

 

# Bettina Dahse: Romy – Ich hätte Ihnen so gern noch etwas gesagt; 430 Seiten, div. Abb.; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 32,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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