HORST EHMKE: "HIMMELSFACKELN"

"Himmelsfackeln" heißt der neue Roman von Horst Ehmke und der frühere Minister schließt damit seine Trilogie um den Politiker Karl Stockmann ab. Nach den Fällen um die "Global Players" und den Wirtschaftskrimi um den "Euro-Coup" fasst Ehmke ein noch heißeres Eisen an: die weltweite Vermengung von organisiertem Verbrechen, religiösem Fundamentalismus und die Rolle der Türken im größer werden Europa.

Die Himmelsfackeln, das sind die Heiligen Schriften, "die in der Hand von religiösen Fanatikern zu gefährlichen Brandfackeln werden", wie Stockmann nach dem Mord an dem Islamistik-Professor Özakin konstatiert. Mitten in Berlin ist der liberale Kritiker des Religionsextremismus zur selben Stunde von Auftragskillern erschossen worden, in der Stockmann im Oktober 2012 als neuer Bundeskanzler vereidigt wird.

Die Mörder werden umgehend selbst gemeuchelt und schon bald gibt es Spuren. Zu viele Spuren und zu viele Möglichkeiten. Waffenhändler in Bosnien, Drogenringe, fanatische Gotteskrieger eines mysteriösen Predigers. Bundeskriminalamt, der Sohn des Professors, der türkische Geheimdienst und Davud Orak, ein schillernder Spezialagent, alle schwärmen aus, haben ihre Theorien. Doch keine scheint zu passen, denn statt eines Bekennerschreibens gibt es weitere Attentate, die noch mehr verwirren. Bomben explodieren in Moscheen wie Jüdischem Zentrum, es geschehen Mordversuche auf einen Mufti in Konya, auf einen jüdischen Richter und so fort.

Sollte Orak richtig liegen mit seiner Maskeraden-Theorie? Sind selbst die Banden, die Rauschgift von den Fundamentalisten kaufen und mit Waffen bezahlen, nur Figuren in einem perfiden Spiel mit ganz anderer Zielrichtung? Die Fahnder stechen in Wespennester und dieser Polit-Thriller im wahrsten Sinne des Wortes steigert sich vom anfänglichen Schnellzugtempo in eine furiose Höllenfahrt, die den Vergleich mit angelsächsischer Konkurrenz mühelos besteht.

Ehmke erzählt das alles sehr real, kenntnisreich und schnörkellos geradeaus. "Himmelsfackeln" ist noch spannender als die Vorgängerromane und das nicht nur, weil es um weitaus heißere Eisen als bisher geht. Und Ehmke gelingt es auf subtile Weise, die allgegenwärtige Bedrohung durch den Fundamentalismus spürbar zu machen, die eben nicht nur ein Fantasieprodukt dieses drehbuchreif komponierten Romanes ist. In Fundamentalistenkreisen wird man ihn dafür hassen.

 

# Horst Ehmke: Himmelsfackeln; 301 Seiten; Eichborn Verlag, Frankfurt; 39,80 DM

(öS 291.-/sFr 37.50/€ 20,35)   WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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