JEAN DE LA FONTAINE: "FABELN"

Wer kennt sie nicht, die berühmten Fabeln des Jean de la Fontaine, die vom Fuchs und den Trauben, vom Löwen und der Maus oder dem Adler und der Eule - jede mit einer pointierten Handlung samt moralischer Aussage. Nicht alle hat der seinerzeit als "König der Verse" gerühmte de la Fontaine (1621-1695) selbst erfunden, manches stammt aus früheren französischen Vorlagen, manches übernahm er von alten Griechen und Römern.

Der Dichter mit der spitzen Feder setzte sie in eine einzigartige Form mit stilvoller rhythmischer Ausformung. Zuweilen hat er die Vorgaben umgedichtet, ihnen oft eine deftigere Würze verabreicht und nach den klassischen Fabeln der ersten sechs Bücher von 1668 folgten sechs weitere mit deutlich schärferer Zeitkritik. Da wurde durchaus süffisante bis bitterböse Satire im Maul der gar menschlich agierenden Tiere vor der Zensur versteckt. So erklärt sich auch, warum richtige Menschen recht selten vorkommen, zahnlose Wölfe, pfiffige Füchse, dreiste Vögel, grinsende Insekten und allerlei sonstiges Getier mit richtigen Gesichtern und viel Waffengebrauch um so mehr.