NIKLAS FRANK: "RAUBRITTER"

"Rauben und Morden, das ist keine Schand, das tun die Besten im ganzen Land" lautet ein Reim aus dem Jahre 1478 und mit diesen Besten waren die Ritter auf ihren Burgen gemeint. Etwa vom 10. bis ins späte 16. Jahrhundert hinein versetzte diese Landplage vor allem die deutschen Lande in Angst und Schrecken und ihr Grundprinzip hieß: Der Stand der Adligen hat immer Recht!

"Raubritter" nennt Niklas Frank sein neues Buch und er widmet es dieser Mafia des Mittelalter, wie er sie im Interview bezeichnet. Vor allem in der kaiserlosen Zeit im 13. Jahrhundert (Interregnum) hatten viele unbedeutende Ritter eigene Dynastien begründet, herrschten nach eigenem Gutdünken und nahmen sich, was sie brauchten. So manches Adelsgeschlecht legte damals mit selbstherrlich begangenem Unrecht den Grundstein zu Vermögen, von denen noch heute geachtete Adelsfamilien zehren. Manche Raubzüge und Brandschatzungen ganzer Städte wurden mit schnell erklärten Fehden gerechtfertigt, immer mehr aber wurden viele Ritter zu Räubern ohne jede Verbrämung.

Reiche Kaufleute waren besonders beliebte Opfer. Sei es wie bei den Rittern auf Burg Reichenstein, die Seile über den Rhein spannten, um die Lastkähne auszuplündern, sei es bei den reichen "Pfeffersäcken", die zwischen Augsburg und Nürnberg verkehrten, an denen sich die besonders berüchtigten fränkischen Adelsherren rabiat bereicherten. Da war es dann für Reisende oft lebensentscheidend, aus welcher Stadt sie kamen, denn die wohlhabende Freie Reichsstadt Nürnberg war beim Adel besonders verhasst. Schnell drohten Gefangenschaft in übelsten Verliesen, Folter und auch der Tod. Einfaches und brutal durchgesetztes Ziel war der Freikauf der Geiseln gegen satte Lösegelder.

Niklas Frank stellt sechs exemplarische Biografien vor, die er deftig ausbreitet. Meist stützt er sich dabei auf die relativ unbeachteten aber zahlreich vorhandenen Chroniken von Aussagen gefolterter Raubritter und ihrer Schergen. Oder auf echte Memoiren wie beim berühmten Götz von Berlichingen, dem Ritter mit der Eisernen Hand. Eher unverdient wird der glorifiziert, denn der tollkühne und humorvolle Berserker war über lange Zeit auch ein wenig zimperlicher Raubritter. Viel wüster aber waren die anderen beschriebenen "Landplacker" und "Heckenreiter". Da machte Wilhelm von Grumbach Raubzüge durch ganze Fürstentümer und ließ sogar einen Bischof ermorden. Sein schreckliches Ende wird präzise und mit all den damals üblichen Grausamkeiten beschrieben. Wie auch das Treiben des wohl übelsten aller Raubritter überhaupt, dem Thomas von Absberg, auch der Handabhacker genannt.

Er ließ den Geiseln die rechte Hand abhacken, um noch mehr Lösegeld zu erpressen, aber wohl auch aus purem Hass. Eine alte Demütigung trieb ihn an und als heruntergekommener Räuber bricht selbst der Adel irgendwann mit ihm. Auf seiner endlosen Flucht wird er schließlich 1531 erschlagen wie ein räudiger Köter.

Es ist ein plastisch gemalter und sehr aufschlussreicher Bilderbogen aus bewegten Zeiten, der spannend zu lesen ist. Fragwürdig ist allerdings die Neigung des Autors, zuweilen vom ernst zu nehmenden Pfad des historischen Erzählens abzuweichen und dann aufgesetzt witziges Brimborium oder Füllwerk einzuflechten. Das war bei der Fülle des Stoffes schlicht überflüssig.

 

# Niklas Frank: Raubritter - Reichtum aus dem Hinterhalt; 445 Seiten, div. Abb.; C. Bertelsmann Verlag, München; € 24,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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