VEIT HEINICHEN: "GIB JEDEM SEINEN EIGENEN TOD"

Triest als Tatort? Dieser idyllisch verschlafene ehemals k.u.k-Hafen an der Adria? Wer Veit Heinichens Debütroman "Gib jedem seinen eigenen Tod" liest, wird künftig anders darüber denken, schließlich liegt die Hafenstadt seit den Wechseln der Weltgeschichte gewissermaßen an einer brisanten Schnittstelle zwischen West und Ost, zwischen Nord- und Südeuropa.

Als da nun im Sommer 1999 die Yacht des Geschäftsmannes Bruno de Kopfersberg mit eingeschaltetem Autopilot strandet und die Polizei das Schiff menschenleer antrifft, hat Commissario Proteo Laurenti einen Fall vor sich, der bald internationale Dimensionen ahnen lässt. Laurenti erinnert sich ungern an den offenbar verschwundenen de Kopfersberg, denn vor über 20 Jahren hatte er erfolglos gegen ihn ermittelt, nachdem der seine Ehefrau beseitigt haben sollte.

In der Villa des Geheimnisvollen trifft Laurenti auf die Lebensgefährtin Tatjana und deren Sohn, die beide nicht gerade in Trauer verfallen. Komplizierte Untersuchungen ergeben Alarmierendes: die Villa ist offenbar zentraler Anlaufpunkt allerlei Vertreter der Organisierten Kriminalität. Da spielt die apulische Mafia ebenso mit wie korrupte Politiker, es geht um Millionen aus der Erdbebenhilfe für die Türkei, es geht um Frauenhandel aus dem Osten und auch Strippenzieher vom nahen Balkan mischen auf gefährliche Weise mit, während sich die Polizei nicht nur wegen der brütenden Hitze im Wegsehen übt.

So schusselig Laurenti zuweilen sein mag, er ist eine Klette von Kommissar und lässt auch nicht locker, als es obendrein Ärger daheim gibt. Heinichen hat mit ihm eine Figur geschaffen, die das Zeug für weitere Einsätze hat. Zumal einer der Drahtzieher dieses Falles entkommen kann.... Zum Lesegenuss durch die realistisch erdachte und ebenso spannende wie humorvoll geschilderte Geschichte gesellt sich viel Lokalkolorit des reizvollen Handlungsortes. Hier zahlt es sich aus, dass der Autor selbst in Triest wohnt.

 

# Veit Heinichen: Gib jedem seinen eigenen Tod; 331 Seiten; Paul Zsolnay Verlag, Wien; 20,00 €

(39,80 DM/öS 291.-/sFr 36.80) WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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