Big Brother, Reality-TV, Soap-Operas - mit was wird der glückselige Fernsehbürger nicht alles beglückt. Doch Dieter Hildebrandt ist es nun geglückt, die ultimative Steigerung fürs Pantoffelkino zu kreieren, denn er und seine Frau Renate Küster - bekanntlich beide begnadete Kabarettisten - haben sich vertraglich zur Serie "Old Brother" verpflichtet.

Eine Art 'Aktion Aktiv Altern' im Senioren-Container ist das und mit der etwas leichtfertigen Unterzeichnung des Vertrages ist ihre Doppelhaushälfte gewissermaßen zum Greisenghetto geworden. In ihrer Live-Eigenschaft schreibt ihnen der Sender den Tagesablauf vor und die TV-Carmen als Abgesandte des HÖWEI (das gottesähnliche Wesen bei ORA-TV mit den Höheren WEIsungen!) passt auf, dass die Beiden ihr Leben drehbuchmäßig gestalten.

"Vater unser - gleich nach der Werbung" heißt diese teils bitterböse Satire über einen Teufelspakt unserer modernen Zeiten, in denen auch schon mal die Würde des Menschen zur Beicht-Show gesponsort wird oder bei der in der VIP-Strip-Show für jede ausbleibende Quizantwort ein Kleidungsstück abgelegt werden muss (oder darf?). Da hat Hildebrandt seine liebe Müh und Not, sich mit seinen typischen Wortklaubereien und Spitzfindigkeiten gegen die tückischen Versuche der publicity-gemäßen Veralzheimerung zu wehren.

Der Kampf der beiden 'Insassen' gegen die Fernsehbesatzungstruppe im Haus schwört abstruse Situationen herauf, sei es beim Abweichen von den vorverfassten Sleep-in-Dialogen oder wenn Hildebrandt Sottisen gegen die katholische Kirche mit hinterhältigen politischen Widerhaken loslässt. Zu den Höhepunkten gehört die Motivations-Show mit Raffael Müller-Stunz und der Seniorengruppe aus Pinkenbühl. Kabarettistische Meisterstreiche sind auch die heimlichen eigenen Drehbucharbeiten von Dieter und Renate in dieser Odyssee des Real-TV-Schreckens im Eigenheim.