PERCY KEMP: "MUSK"

"Nie werde ich den Duft deiner Haut vergessen", hatte vor vielen Jahren eine Geliebte an Armand Eme geschrieben und bis jetzt, da er im 69. Lebensjahr steht, hat er seinen bei den Damen offenbar ausgesprochen wirksamen Körpergeruch nach der allmorgendlichen Toilette mit dem Duft von "Musk" gekrönt.

"Musk" heißt auch der Debütroman von Percy Kemp, denn es geschieht etwas äußerst Einschneidendes ausgerechnet mit diesem edlen Duftwasser. Gepflegt wie immer hat er sich einmal mehr mit seiner jungen Geliebten vergnügt, da sagt sie arglos, er rieche heute anders. Genau so gut wie immer, aber doch ein wenig anders. Und Monsieur Emes Welt gerät ins Wanken, das bisher so alterslos intake Liebesleben des Junggesellen ist in Frage gestellt. Nicht durch die charmante Ehebrecherin sondern durch ihn selbst.

Der Ex-Geheimdienstler beginnt zu forschen und findet Unfassbares heraus: die Firma, die sein "Musk" fabriziert, wurde aufgekauft, und statt des echten Moschus-Extraktes wird nun das synthetische Muscone verwendet. Geradezu panisch versucht er, so viel von dem gewohnten echten Duftwasser wie möglich zu horten. Methodisch berechnet er den Verbrauch für die ihm statistisch noch verbleibende Lebenszeit und er ahnt Schlimmes. Stets hat er alles so exakt geplant und nun bedroht ein existenzielles Drama seine geschätzte Kontinuität.

Es ist eine verquere Geschichte mit skurriler Querköpfigkeit. Er kann einem Leid tun, dieser Gentleman, und ein solcher bleibt er bis an das Ende des fein gesponnenen Romans. Mit seiner im besten Sinne altmodischen Attitüde und der erlesenen Übersetzung sorgt dieses Büchlein für ein niveauvolles Lesevergnügen.

 

# Percy Kemp: Musk (aus dem Französischen von Veronika Cordes); 160 Seiten; Argon Verlag, Berlin; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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