Y.Z. McDONOUGH: "NICHT GESELLSCHAFTSFÄHIG"

"Nicht gesellschaftsfähig – Wer war Marilyn Monroe?" Am 5. August vor nunmehr 40 Jahren schied die Schauspielerin mutmaßlich durch Freitod mit gerade 36 Jahren aus dem Leben. Man weiß zwar vieles über die unsterbliche Ikone der Filmwelt und dennoch gibt es nicht das eine, eindeutige Bild der "MM". War sie die blonde Sirene, Diva, Dummchen, verkanntes Schauspieltalent?

Yona Zeldis McDonough versucht, das Phänomen in verschiedene Facetten zu zerlegen, indem sie einzelne Aspekte beleuchtet, um ein neues, erneut faszinierendes Bild von MM entstehen zu lassen. Ihr zur Seite stehen dabei illustre Persönlichkeiten, die mit ihren Beiträgen erkennen lassen, dass hinter dem Mythos der engelsgleichen Hure eine verletzliche Frau stand, die nach Liebe und Geborgenheit suchte und unfähig war, auf sich selbst aufzupassen.

Sie gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Neuzeit und ihr Foto mit dem hochwehenden Rock über einem New Yorker U-Bahnschacht ist eines der ewig unvergesslichen. Ihre Intelligenz, ihr Talent als Schauspielerin und Komikerin aber blieben verkannt und belächelt. Und das, obwohl viele große Regisseure mit ihr drehten und sie Mittelpunkt glanzvoller Filmklassiker war.

Immer wieder drehen sich entscheidende Fragen um ihr unglaubliches Charisma und diese zwischen aggressiver Verlockung und Karikatur schwankende sexuelle Ausstrahlung. Wohl zu recht bezeichnet der große Sir Lawrence Olivier sie in seinem Part als schizoid und war doch hingerissen über die witzige und äußerst betörende Aktrice, die ihm bei den Dreharbeiten zu "Der Prinz und die Tänzerin" das Leben schwer machte. Die Feministinnen Gloria Steinem und Kate Millet dagegen versuchen, die Unsicherheit und Lebensangst der privat ständig gescheiterten Frau mit ihrer schlimmen Kindheit und der steten Ausbeutung als Sexsymbol zu erklären.

Da bleiben auch eigene sexuelle Probleme und Fehlgeburten nicht unerwähnt und wer erinnert sich noch, dass Marilyn Monroe bei ihrer Heirat mit dem berühmten Autor Arthur Miller zum jüdischen Glauben konvertierte. Und es helfen auch Zitate aus ihrer unvollendeten Autobiografie, während Lisa Shea schließlich betont, wie wichtig neben allen optischen Reizen auch diese kindlich-laszive Stimme der "MM" war. Entstanden ist ein anspruchsvolles und spannend zu lesendes Buch, das mit manchen neuen Ansichten und Erkenntnissen über ein schillerndes Idol überrascht.

 

# Yona Zelda McDonough (Hrsg): Nicht gesellschaftsfähig – Wer war Marilyn Monroe? (aus dem Amerikanischen von Stefanie Retterbusch); 203 Seiten, div. Fotos; Rütten & Loenin, Berlin; € 16,50

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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