WALTER MOSLEY: "FISCHE FANGEN"

Wer Walter Mosleys Romane um den unerschütterlichen schwarzen Privatdetektiv Easy Rawlins noch nicht kennt, hat mit dem erst jetzt veröffentlichten ersten Band der Serie die richtige Einstiegsdroge, "Fische fangen" spielt nämlich in Easys jungen Jahren, lange bevor er sich im rassistischen Los Angeles der 50er Jahre für Freundschaft und Recht einsetzt und immer wieder schönen Frauen nachstellt.

Er ist hier 19 und lebt wie sein skrupelloser, instinktgetriebener Freund Mouse im berüchtigten Farbigenviertel von Houston, Texas. Und der Analphabet, dessen Vater verschwunden ist, lernt in diesem Sommer, worauf es ankommt in einer Welt, in der einem besonders selten etwas geschenkt wird, wenn man um 1940 die falsche Hautfarbe hat.

Der knallharte Mouse braucht Easy als Fahrer für einen Trip in ein Kaff im Süden. Dort will er ihm zustehendes Geld von seinem Stiefvater eintreiben für die Hochzeit mit seiner Freundin Etta Mae. Nebenher will er Easy zeigen, wie man Fische fängt nach einer ganz speziellen, meisterlichen Art. Easy macht widerwillig mit und erwartet einen eher langweiligen Trip. Was sich heftig ändert, als sie unterwegs ein schräges Pärchen aufgabeln und in eine regelrechte Hetzjagd geraten.

Die führt die Beiden durch ein Labyrinth aus Sümpfen und Zaubergärten, sie bekommen es mit harten Kerlen, scharfen Voodoo-Priesterinnen und anderen merkwürdigen Gestalten zu tun, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. Leidenschaft und Hass treiben da ebenso den Puls ins Jagen wie die Gefahren, die nicht nur durch den allgegenwärtigen Rassismus lauern.

"Fische fangen" ist eine überfällige Abrundung der Biografie dieses Easy Rawlins und sie begeistert wie die späteren Romane bereits durch diesen einzigartigen Schnodderton, mit dem Mosley höchst authentische Szenen entstehen lässt, die mit Sinnlichkeit, Erotik und viel lakonischem schwarzem Humor regelrecht vibrieren.