MAGGIE PALEY: "UNTER DEM FEIGENBLATT"

Der kleine Freund - wie wichtig ist seine Größe? Was ist Durchschnitt, was kann er und wie funktioniert er eigentlich so ganz konkret? Ausgerechnet eine Frau, die Journalistin Maggie Paley, hat sich dieses Themas unter dem Titel "Unter dem Feigenblatt - das Buch vom Penis" verdienstvollerweise angenommen.

Gut recherchiert und ohne wissenschaftlichen Bierernst bringt sie dem Leser - und vor allem auch der Leserin! - nahe, was man schon immer darüber wissen wollte. Und auch so manches, was mann oder frau nicht einmal geahnt hätten, von fast unbekannten Eigenheiten dieses männlichsten aller Körperteile bis hin zu bizarren oder gar selbstgefährdenden Verhaltensweisen mancher Zeitgenossen. Die Autorin beschreibt Tabus und Verherrlichung zum Thema Penis, der übrigens schon von alters her in Religion und Kunst von teils ausgesprochen zentraler Präsenz war.

Wobei sich der wissenschaftlich korrekte Begriff Penis erst in den letzten Jahrzehnten seine jetzige Bedeutung erobern konnte, wogegen es seit jeher unzählige Ausdrücke von lächerlich über niedlich bis zu rüde für den Auslöser von Freuden und Frustrationen gibt. Die Quellen der Erkenntnisse der Maggie Paley reichen von Lehrbüchern und philosophischen Abhandlungen bis hin zu Sex-Magazinen und Interviews mit Pornostars und Transsexuellen. Erstaunlich, wie weit die Ansichten von Männern und Frauen über "das Ding an sich und im Besonderen" zuweilen auseinandergehen. Und mancher Wahn ist ebenso unsinnig wie mancher Komplex.

Natürlich fehlen auch nicht diverse populäre Irrtümer und die bewegten Geschichten der Selbstbefriedigung mit ihrer früheren Verteufelung als "Selbstbefleckung", die zur Verblödung führt. Sehr amerikanisch wird es dann, wenn ein Anhang mit berühmten Penisträgern folgt, der auch allerlei Phallokraten an politischen Machthebeln beim Namen nennt. Vieles in dem Buch ist sehr aufschlussreich und manches durchaus auch deftige Kost. Verziert wird das Werk im Übrigen mit dezenten ästhetischen Fotos des 'Titelhelden'.

Ausgespart bleiben allerdings so ernste Themen wie Geschlechtskrankheiten und quasi sämtliche über die Impotenz hinausgehenden Malaisen. Als Sachbuch wäre das Werk deshalb deutlich überfordert, als amüsant lehrreiche Unterhaltungslektüre für sie und ihn - und gemeinsam! - aber ist es durchaus empfehlenswert.