RILEY/BERGDOLL (Hrsg.): "MIES IN BERLIN"
"Mies in Berlin", herausgegeben von Terence
Riley und Barry Bergdoll, das ist zweierlei: zum Einen die Zusammenfassung der Berliner
Jahre Ludwig Mies van der Rohes, eines der größten Baumeister des 20. Jahrhunderts.
Andererseits ist es aber auch das opulente Katalogbuch zur aktuellen gleichnamigen
Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art, die ab dem 14. Dezember 2001 bis zum 10.
März 2002 im Alten Museum in Berlin gezeigt werden wird. Erstmals schaffen Buch und Ausstellung einen
Gesamtüberblick über jene Berliner Zeit von 1907 bis zu seiner Emigration in die USA
1938, in der die revolutionären Entwürfe entstanden, die einen entscheidenden Einfluss
auf die Architekturgeschichte haben sollten. Mit einer Fülle von Entwurfsskizzen,
Zeichnungen, Fotos und Details wird da ein Bogen gespannt, der mit dem wenig bekannten und
doch bereits so typischen Erstlingswerk des "Haus Riehl" von 1907 einsetzt, als
der angehende Architekt ganze 21 Jahre alt ist. Bis 1938 folgt eine Reihe teils bahnbrechender
Projekte, von denen 46 hier nähere Erläuterung finden. Da hat der gebürtige Aachener
Ideen für ein Hochhaus nach US-Vorbild an der Friedrichstraße und 1922 entwirft er das
Fantasie-Projekt eines Hochhauses aus Glas. Zu den prägenden Entwürfen des
"Raumkünstlers", der in Riesenschritten den Weg vom Frühwerk und vom
Preußischen Stil zur Moderne schaffte, gehören dann auch die für die Weißenhofsiedlung
in Stuttgart oder die Villa Tugendhat in Brünn. Konkrete Monumente seines Stils der abstrakten
Klarheit des räumlichen Aufbaus wurden solche schon damals weltweit beachteten Werke wie
der deutsche Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona von 1929 oder der für die
Internationale Ausstellung in Brüssel von 1934. Doch auch manches weniger Bekannte wird
aufgeführt und in den Kontext gestellt wie das von ihm entworfene "Denkmal der
Revolutionsopfer" von 1926, das die Nazis 1933 wieder abreißen ließen. Verschiedene Essays mit neuen Forschungsansätzen
schaffen ein transparentes Bild, das neue Perspektiven eröffnet. Zudem macht das
reichhaltige Foto- und Bildmaterial dieses Buch zu einem Juwel und einer Fundgrube nicht
nur für Architektur-Liebhaber. Eingefügt ist im Übrigen ein fotografisches Projekt des
Künstlers Thomas Ruff, das als Reaktion auf die Architektur von Ludwig Mies van der Rohe
entstanden ist. |
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# Terence Riley/Barry Bergdoll (Hrsg.): Mies in
Berlin Ludwig Mies van der Rohe: Die Berliner Jahre 1907-1938; 392 Seiten, 595
Abb., davon 105 in Farbe; Prestel Verlag, München; 148,00 DM (öS 1080,00/sFr 127,00/ 75,00) WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) |
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Kennziffer: SB 103 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de |