MARGIT SCHÖNBERGER: "DAS KLEINE BUCH DER
LASTER" Das war längst einmal fällig: "Das kleine Buch
der Laster". Kleine Laster? Ja, genau die, die uns dieses sündhafte Knistern
bescheren mit dem Aperitif der Vorfreude, dem opulenten Mahl des Schwelgens und den
bittersüßen Träumereien des Desserts. Margit Schönberger kredenzt hier
Menschlich-Allzumenschliches, doch nicht etwa mit galliger Nietzsche-Philosophie. Nein,
die Autorin neigt eher zum Barocken und so ist ihr das Werk als kulinarische
Mitternachtsattacke auch auf die moralische Gürtellinie gelungen. Das wird deutlich, wenn
sie eingangs die Wollust verteidigt. Schon das Wort klinge irgendwie rund und weich.
Jedoch durchaus nicht harmlos, denn es stehe auch für fröhliche Anarchie. Und mit ihr lässt sie die Sünde hochleben und diese
trägen Höhenflüge des Geistes. Natürlich studiert ein voller Bauch nicht gern, aber
wie wohl es sich philosophieren und träumen lässt... Ohnehin stellt die Autorin mit
lächelndem Sarkasmus und einiger Selbstkritik fest, einen Genießer erkenne man daran,
dass er gern mal vom Guten zu viel nimmt. Da bekommt der Leser unweigerlich einen
Heißhunger auf himmlisch diesseitige Genüsse und nebenher lernt er genussvoll Feinheiten
kennen wie zum Beispiel über Wesen und Herkunft von Gewürzen oder die frivolen Wirkungen
bestimmter Delikatessen. Überhaupt Essen und Sexualität wie Tag und
Nacht oder Sonne und Mond gehören sie zusammen. Und werden nicht zu recht,
wahrlich zu recht! Frauen gar zu gern mit appetitlichen Adjektiven beschrieben? So
zieht Margit Schönberger schließlich in ihrer köstlichen Huldigung an das Sündhafte
eine wunderbare Quintessenz: Genuss ist nur ein anderes Wort für Liebe! |
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# Margit Schönberger: Das kleine Buch der Laster;
ill., 128 Seiten; Mosaik Verlag, München; 19,89 DM (öS 145.-/sFr 19,00/ 10,17) WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) |
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