Friedrich Nietzsche dürfte bis heute der umstrittenste deutsche Philosoph sein. Zu Lebzeiten im 19. Jahrhundert gehörte er zu den Denkern, die ihrer Zeit weit voraus waren und sein Werk wurde geschätzt, abgelehnt, gefürchtet oder missverstanden.

Am 25. August vor 100 Jahren starb er und wurde, nachdem er zu Lebzeiten kaum Anerkennung fand, zum weltweit meistgelesenenen philosophischen Autor. Und so manch ein Leser musste erfahren, dass die messerscharfen Gedankengänge des schonungslosen Kritikers gefährlich sind: sie infizieren fast immer fürs Leben und lassen Fluchten in die Beliebigkeit nicht mehr zu.

Wolf Jobst Siedler jr. ist ein solch Infizierter, denn die Auseinandersetzung mit dem Werk Nietzsches stand im Mittelpunkt seiner Universitätsstudien. So ist er quasi prädestiniert als Herausgeber für eine Textauswahl zum 100. Todestag, die den ebenso sinnigen wie lockenden Titel "Nietzsche für Freunde" trägt. Voran stellt er ein Zitat des Philosophen, das nicht nur für diesen selbst ein alles entscheidendes Credo ist: "Der Glaube an die Wahrheit beginnt mit dem Zweifel an allen bis dahin geglaubten Wahrheiten."