VOLKER SKIERKA: "FIDEL CASTRO"

Egal, ob man für oder gegen ihn ist, Fidel Castro gehört unbestreitbar zu den charismatischsten Politikern der Gegenwart. Längst zur Legende geworden, feiert der kubanische Diktator am 13. August seinen 75. Geburtstag. Seit dem Sieg seiner Revolution am 1. Januar 1959 ist er auf der karibischen Zuckerrohrinsel an der Macht und damit trotz ungezählter Attentatsversuche der dienstälteste aller Herrscher.

Mögen fast alle der befreundeten kommunistischen Mächte Vergangenheit sein und mag es vielerlei Missstände im heruntergewirtschafteten Kuba geben, er hat viele mächtige Freunde und Feinde überlebt und noch heute findet der 'Maximo Lider' einen Rückhalt im Volk, den sich mancher demokratische Staatschef wünschte. Der Jurist mit dem dreifachen Doktortitel, seit 25 Jahren auch Präsident seines Landes, war stets eine ebenso umstrittene wie faszinierende Persönlichkeit, emotional, streng, unbeugsam und ein glühender Idealist.

Volker Skierka, Journalist und Lateinamerika-Kenner, macht mit seiner Biografie "Fidel Castro" vieles verständlicher und räumt mit manchen Fehlurteilen auf. Wer erinnert sich schon noch, dass dieser uneheliche Sohn eines Großgrundbesitzers und spätere Jesuitenschüler durchaus nicht als Kommunist zum Revoluzionär wurde. Schon 1953 führte er erste Aktionen gegen das totalitäre Batista-Regime durch, doch als er 1959 die erste Regierung bildete, war diese bürgerlich-liberal.

Erst die Widerstände besonders der USA und der dilettantisch gescheiterte Invasionsversuch in der Schweinebucht brachten endgültig den Umschwung: am 1. Mai 1961 ruft Castro Kuba zum sozialistischen Staat aus und das Volk folgt dem pragmatischen Volkstribun begeistert. Seine Heldenverehrung aber verdankt er vor allem dem erfolgreichen Kampf als David Cuba gegen den mächtigen Goliath USA, obwohl er auch für die Freunde im sowjetischen Moskau nie eine bequemer Partner war.

Seine Vita ist nicht die eines auch privaten Menschen, denn seine Biografie ist immer wieder auch bewegende Weltgeschichte. Der Autor lässt Castros gesamten Lebensweg Revue passieren, durchleuchtet dabei aber auch noch einmal kritisch Weltereignisse wie die Kuba-Krise und den Verfall des Ostblocks.

Heldenverehrung wird vermieden, andererseits erhellen insbesondere die Darlegungen des Literatur-Nobelpreis= trägers Garcia Marquez als einem der wenigen engen Freunde Castros manche Charakterzüge und Motive des schwierigen Potentaten. Wüsste man es nicht besser, man könnte diese hervorragend recherchierte und sehr lebendig geschriebene Biografie für einen spannenden Geschichtsroman halten.

 

# Volker Skierka: Fidel Castro; 544 Seiten, div. Abb.; Kindler Verlag, Reinbek/Hamburg; 49,89 DM

(öS 364.-/sFr 46,00/€ 25,51)  WOLFGANG A. NIEMANN  (wan/JULIUS)

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