DONALD SPOTO: "JACKIE O." Ihre Fotos gingen um die Welt als feenhafte First
Lady, als stolze Mutter, als vergötterte Witwe, als Frau des alten Onassis: Jacqueline
Bouvier Kennedy Onassis, eine der bemerkenswertesten Frauengestalten des 20. Jahrhunderts.
"Jackie O." hat Donald Spoto seine Hommage an die vielgeliebte aber auch oft
missverstandene Frau genannt. Spoto, hier vor allem durch Biografien von Marilyn
Monroe und Alfred Hitchcock bekannt, teilt das Leben Jackies in vier Teile. Es liegt nahe,
dass die Zeit ihrer Jugend samt Familienhintergund dabei fast so viel Unbekanntes
eröffnet wie die Jahre nach Onassis' Tod. Aus ihrer Zeit, bevor sie 1953 eine Kennedy
wurde, war vieles gefiltert worden, häufig bewusst von ihr selbst gesteuert. Die Zeit als
Onassis-Witwe wiederum hat sie nach Kräften vor der Öffentlichkeit verborgen. Nun erfährt der Leser manch erhellenden Einblick in
die Entwicklungsjahre der späteren Präsidentengattin. Da ist die kühle Mutter, der
geliebte Vater als Playboy, ihre schöne Schwester Lee, die das Mädchen prägen.
Interessant auch ihr Weg in den Journalismus. Viel mehr im Blickpunkt stehen damals wie
heute aber die Jahre als Mrs Kennedy mit den Irrungen und Wirrungen an der Seite des
charismatischen Frauenhelden John F. Kennedy. Doch befreit vom vielen Glamour der
damaligen Sensationspresse macht Spoto deutlich, dass die intelligente und gebildete
Jackie einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den intellektuell so artverwandten
Präsidenten hatte und man erhält Einblicke in das teils hochkarätige gesellschaftliche
Leben im Weißen Haus. Natürlich werden auch die Ereignisse vom 22. November
1963 geschildert und der Autor erschüttert den Leser mit schwer erträglicher
Detailgenauigkeit. Als die Witwe dann auch noch 1968 vom Tod des von ihr hochgeschätzten
Robert Kennedy deprimiert ist Spoto erwähnt merkwürdigerweise nichts von der als
sicher geltenden leidenschaftlichen Liebesaffäre der Beiden gibt sie dem
Heiratswerben des griechischen Tankerkönigs Onassis nach und erntet Empörung und Häme. Einige der wirren Sensationsmeldungen aus jener Zeit
werden geradegerückt, manches wird verständlicher. Und es beginnt der vierte
Lebensabschnitt, als sie 1975 zum zweiten Mal Witwe wird. Die 19 Jahre bis zu ihrem Tod im
Mai 1994 waren ihre glücklichsten und man erfährt endlich Exaktes von ihren Aufstieg zur
erfolgreichen Verlagslektorin, von ihrem Lebenspartner Maurice Tempelsman und ihrem
familiären Wohlergehen. Das so schillernde Bild erhält Konturen durch
intensive Recherchen und eine Fülle von Interviews mit Menschen, die Jackie O. nahe
gestanden haben. Dass dieses Portät dennoch zuweilen etwas unkritisch Schattenseiten der
auch als schwierig und extrem anspruchsvollen Frau unbeleuchtet lässt, ist vermutlich
damit zu erklären, dass auch Donald Spoto der Faszination ihrer Persönlichkeit verfallen
ist. |
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# Donald Spoto: Jackie O. Das Leben der
Jacqueline Bouvier Kennedy Onassis (aus dem Amerikanischen von Ilse Utz); 415 Seiten; div.
Abb., Europa Verlag, Hamburg; 39,50 DM (öS 288.-/sFr 36,50/ 20,20) WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS) |
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