WALTER WOLTER: "HUNDSTAGE - WOLFSNÄCHTE"

Bruno Schmidt ist 43, vorbestrafter Ex-Boxer, Privatdetektiv und jetzt kassiert er vorm Gericht erneut eine Geldstrafe wegen einer gefährlichen Körperverletzung zuungunsten eines Zuhälters ein. Dabei ist er ohnehin pleite. Was nun: für die Fremdenlegion ist er zu alt, fürs Sozialamt zu stolz und für den Friedhof zu jung.

Da tritt eine geheimnisvolle Schöne an ihn heran, lädt ihn nach dem Gerichtsurteil ins Café ein. Sie hat einen Auftrag für den "Hammer", so sein alter Kampfname. Sie hat ihn beobachtet und ihr gefällt diese Mischung aus Gerechtigkeitssinn und Brutalität. Für einen möglichst demütigenden Akt von Körperverletzung gegen einen Polizisten bietet sie ihm 20.000 DM. Ein fürstliches Honorar, dennoch empfindet Bruno den Übergang vom Ex-Boxer zum bezahlten Schläger als moralischen Abstieg.

Er erledigt die schmutzige Arbeit und erfährt die Beweggründe der Schönen: sie wurde einst von drei jungen Männern geschändet und nun sollen auch die beiden Anderen ihre Strafe bekommen. Bruno soll "das Schwert meiner Rache" sein und fasziniert von ihr lässt er sich auf einen regelrechten Rachefeldzug ein.

Der führt ihn in die finsterste Provinz, in ein Inzuchtdorf in der Abgeschiedenheit des Hunsrück. Skurrile doch keineswegs unrealistische Typen bevölkern diesen dumpfen kleinen Kosmos und Bruno erlebt geradezu Surreales mit archaisch anmutenden Kämpfen und manch atemberaubenden Szenen, bei denen sich dem Leser die Nackenhaare bis zum überraschenden Finale die Nackenhaare sträuben.

"Hundstage - Wolfsnächte" heißt dieser dampfend mitreißende Roman von Walter Wolter und der Titel ist Programm, denn selbst Hundefreunde könnten einiges an Sympathie für die Vierbeiner einbüßen. Die Sprache ist nüchtern, zuweilen schnodderig und desillusioniert, als käme sie direkt aus einem der Bogart-Filme der Schwarzen Serie. Und an diese sarkastischen Krimis erinnert auch der immer wieder durchscheinende bärbeißige Humor Wolters. Da werden starke Typen gezeichnet und manch deftiger Tobak verteilt. Kein Roman für Ästheten also, aber verdammt gut gemachte Spannungslektüre.

 

# Walter Wolter: Hundstage - Wolfsnächte; 238 Seiten; Haffmans Verlag, Zürich; 36 DM/€ 18.90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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