TENZIN GEYCHE TETHONG: DALAI
LAMA
Tenzin Gyatso, besser bekannt unter seiner offiziellen Bezeichnung Seine Heiligkeit
der Vierzehnte Dalai Lama, wurde am 6. Juli 1935 unter seinem bürgerlichen Namen
Lhamo Thondup in eine einfache Hirten- und Bauernfamilie geboren. Zu seinem jetzigen 86.
Geburtstag liegt die erste umfassende Biografie zu seinem Leben und Wirken nun auch auf
Deutsch vor.
Dalai Lama. Eine illustrierte Biografie ist sie überschrieben und verfasst
hat sie mit Tenzin Geyche Tethong der engste Vertraute des seit Jahrzehnten ebenso
berühmten wie beliebten geistlichen und weltlichen Oberhaupts aller Tibeter. 1963 wurde
er mit eben 20 Jahren persönlicher Assistent und Pressesprecher des Dalai Lama und blieb
es bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006.
Fünf Jahre hat der Mann, der auch eine Schlüsselrolle beim Aufbau der tibetischen
Exilgemeinschaft inne hatte, an diesem erstmaligen Bericht aus dem unmittelbaren Umfeld
gearbeitet. Bevor es sich jedoch dem dramatischen Leben des Dalai Lama widmet, beschreibt
Tethong die 1391 begonnenen Tradition der Dalai Lama und schildert die letzten Jahre des
13. Throninhabers (1876-1933), der als moderner Sozialreformer des Himalaya-Staates galt.
Ausführlich und authentisch wie selten zuvor erfährt man von der Suche nach dem
Nachfolger des verstorbenen Dalai Lama, der nicht nur als geistliches Oberhaupt der
Tibeter sondern auch als lebendige Verkörperung des Buddhismus weit über Tibet hinaus
von Bedeutung ist. Als der jetzige Dalai Lama nach den alten Riten gefunden war und 1937
seine Anerkennung als Reinkarnation offiziell erfolgte, wurde er im berühmten
Potala-Palast in der Hauptstadt Lhasa auf seine Aufgaben vorbereitet.
Am 22. Februar 1940 wurde unter dem Namen Tenzin Gyatso als 14. Dalai Lama inthronisiert.
Noch nur als spirituelles Oberhaupt, doch es waren unruhige Zeiten und als 1949 im großen
Nachbarland China die Kommunisten an die Macht kamen, kündigten sie am 1. Januar 1950
die Befreiung Tibets vom ausländischen Imperialismus an. Womit die bis heute
andauernde gewaltsame Okkupation des Landes begann.
Im selben Jahr wurde der gerade 15-jährige Dalai Lama auch ins Amt des weltlichen
Oberhaupts des Landes berufen. Nach immer mehr Drangsal durch die chinesischen Besatzer
kam es nach etlichen Unruhen schließlich 1959 zum Volksaufstand und in der Nacht des 17.
März 1959 konnte der Dalai Lama nur durch eine dramatische Flucht den Häschern
entrinnen.
Bei vorherigen Reisen hatte er bereits die Freundschaft von Indiens ersten Premierminister
Jawaharlal Nehru errungen und der bewilligte ihm sofort ein Asyl in seinem Land. Während
der Dalai Lama seit nunmehr 60 Jahren seine Heimat nicht mehr wiedergesehen hat, stieg er
als Mann von Frieden und Versöhnung unaufhaltsam zu einer der eindrucksvollsten und
meistverehrten Persönlichkeiten unserer Zeit auf.
Legende sind seine vielbeachteten Begegnungen und Auftritte mit den Führern der Welt, mit
Wissenschaftlern und anderen herausragenden Menschen, die wie er für ihre Verdienst um
die Menschheit mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurden. Spätestens als ihm dieser 1989
zuerkannt wurde, stieg seine Popularität ins geradezu Ikonenhafte. Wobei immer wieder
insbesondere seine Weisheit und Freundlichkeit und sein humorvoller Charakter gewürdigt
werden.
Der Autor zeichnet bei aller Verehrung ein objektiv wirkendes Bild dieser bedeutenden
Leitfigur, die zugleich untrennbar mit der Tragödie und den Hoffnungen des tibetischen
Volkes verbunden ist. Während der Biograf aber auch ein paar private Seiten des Dalai
Lama beleuchtet zum Beispiel seine Vorliebe für technische Basteleien und fürs
Fotografieren umrahmt er das alles mit einer Fülle von großenteils nie zuvor
gezeigten Fotos aber auch mit bedeutsamen Gemälden, die zur Geschichte der Dalai Lamas
hinzugehören.
Fazit: dies ist die große, bibliophil aufgemachte Biografie zu einem der Großen unserer
Zeit, detailliert, spannend und sehr aufschlussreich.
|