BILL GATES: WIE WIR DIE
KLIMAKATASTROPHE VERHINDERN
Bill Gates, einst Gründer von Microsoft und einer der reichsten Männer der Welt, hat ein
ein Buch veröffentlicht. Als Milliardär und Visionär zählt er zugleich zu den
berühmtesten sogenannten Gutmenschen. Dieses Buch dennoch als höchst zweifelhaft zu
verurteilen, hat indes nichts mit irgendwelchen Verschwörungstheorien zu tun sondern mit
Verantwortungsbewusstsein.
Der Titel lautet Wie wir die Klimakatastrophe verhindern. und dieser Ansatz
ist allemal lobenswert. Gates hat sich über Jahre mit den vielfältigen Möglichkeiten,
die ihm zur Verfügung stehen, mit dem Klimawandel und den dadurch drohenden Gefahren
befasst und nennt in der Einführung drei Tatsachen, von denen er überzeugt ist.
Als erstes müsse die Welt von den alljährlich ausgestoßenen 51 Milliarden Tonnen an
freigesetzten Treibhausgasen auf null kommen. Zweitens müssten die schon vorhandenen
Werkzeuge wie Sonnen- und Windenergie schneller und klüger zum Einsatz gebracht werden.
Schließlich das dritte Postulat: bahnbrechende Technologien entwickeln und in der Praxis
einsetzen für den Rest des Weges.
Und hier nun kommt der Untertitel des Buches zum Tragen: Welche Lösungen es gibt
und welche Fortschritte nötig sind. Was denn auch sehr schnell zum großen
Sündenfall des technologiebegeisterten US-Amerikaners führt: Energie ist der größte
Brocken bei der Erzeugung klimaschädlicher Emissionen und deshlab will er dafür -
Atomkraft einsetzen.
Sauber und ungeheuer effizient sei die und schon der Bau neuer Kernkraftwerke sei
kostengünstiger als der jeglicher anderer Energieerzeuger. Als bekennender Technik-Fan
hat er denn auch längst ein eigenes Unternehmen zur Entwicklung von supersicheren
Kernkraftwerken gegründet und das arbeitet an der Laufwellenreaktor-Technologie,
die weniger Uran als Brennstoff benötigt und keine Treibhausgase freisetzt.
Abgesehen davon, dass der einstige Computer-Pionier diese angeblich geniale Erfindung
bisher lediglich als theoretisches Modell in einem Supercomputer vorweisen kann
selbst weniger Atommüll wäre für sich schon ein Ablehnungsgrund. Nach Jahrzehnten
Atomenergienutzung lagern allein in Deutschland zehntausende Tonnen von hochgradig
radioaktivem Mülle und noch immer weiß niemand, wo man ihn auf tausnede von Jahren
sicher lagern könnte. Zudem sind selbst moderne AKW nicht frei von schädlichen
Emissionen.
Vor allem aber setzt Gates auf eine Technologie, bei der der Teufel Treibhausgase mit
einem wahren Beelzebub ausgetrieben werden soll, denkt man an Katastrophen wie Harrisburg,
Tschernobyl und Fukushima. Selbst eine atomgläubige Regierungschefin wie Angela Merkel
wandte sich 2011 wegen der katastrophalen Ereignisse in Japan abrupt von der Atomenergie
ab.
Noch schlimmer: Gates räumt in seinen Ausführungen zwischendurch ein, dass Atommüll
gefährlich und schwierig zu lagern sei. Er schreibt aber auch den bagatellisierenden
Satz: Durch menschliches Versagen kann es zu Unfällen kommen. Die Atomenergie
verzeiht jedoch nicht einmal 0,1 Prozent Fehler und 100 Prozent Sicherheit kann niemand
garantieren.
Wenn Gates dennoch neben anderen Lösungsvorschlägen immer wieder auf dem Einsatz der
Atomkraft insistiert, erinnert das in seiner Verantwortungslosigkeit fast schon an die
Empfehlungen eines anderen zum Glück nicht mehr - wirkmächtigen Amerikaners, der
vor Millionenpublikum das Injizieren von Desinfektionsmitteln gegen Covid 19 empfahl.
Doch auch der Rest des Buches eröffnet zwar manch interessante Erkenntnisse und den ein
oder anderen bedenkenswerten Lösungsansatz. Wirklich Neues und Hilfreiches aber hat Bill
Gates nicht zu bieten und wäre er nicht so ungeheuer reich, könnte man gar auf die Frage
kommen, ob die Atomwirtschaft hier ein wenig Argumentationshilfe geleistet
hat.
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