THOMAS R. BERG: „AUF EINEM BLATT DIE GANZE WELT“


Von der Höhlenwand bis zu GPS: schon ganz früh haben Menschen versucht, ihre Welt bildlich zu begreifen. Diesem Darstellen, aus dem später das Kartografieren entstand, hat sich der norwegische Journalist Thomas Reinertsen Berg unter dem Titel „auf einem Blatt die ganze Welt“ gewidmet.
„Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder“ lautet der Untertitel und der Autor beginnt nicht etwa mit den Kartografen der Antike bei Griechen, Ägyptern und auch Babyloniern. Noch weitaus früher sei auf Felsenzeichnungen nichts anderes versucht worden, als die Welt quasi wie aus der Vogelperspektive zu erfassen. Wobei ein Fund wie die Himmelsscheibe von Nebra allem Anschein nach nicht die Erde sondern das Sternbild der Plejaden zeigt.
Unter den 49 von Berg aufgeführten Karten finden sich ganz frühe aus dem Mittelalter, mit ungenauem Weltbild, dafür um so religiöser geprägt. Immerhin wird bei einer isländischen Karte aus der Zeit um 1220 schon klar von einer Aufteilung in die Kontinente Afrika, Europa und Asien gesprochen. Ein Riesenschritt der Fortentwicklung wurde schließlich der Globus. Der allerdings trotz der recht realistischen Darstellung recht ungenau war, da die zugrunde gelegten Berechnungen des antiken griechischen Kartografen Ptolemäus in der Hinsicht ungenau waren, dass die Distanzen deutlich zu gering erschienen.
Ob Columbus in Kenntnis der tatsächlichen Entfernungen 1492 die Entdeckungsfahrt nach Indien im fernen Westen gewagt hätte? Dass die Erde jedoch wirklich rund war, wie es der Globus behauptete, bewies gut 30 Jahre später Maghellan mit der ersten Weltumseglung. Und nun kam mit Amerika auch der vierte Kontinent hinzu und manche Wissenschaftler waren aus Gründen der Gewichtung sicher, dass es in den Weiten des Pazifik noch einen fünften geben müsse.
Der Autor geht auch auf den verdienstvollen ersten modernen Atlas ein, den Abraham Ortelius 1570 in Antwerpen schuf, damals das Zentrum der Kartografie. In der Zeit der Entdecker stand darin Europa selbstredend an oberster Stelle. Immerhin gleichen die Darstellungen den realen Verhältnissen schon recht gut, wenngleich beim neuen Amerika einiges an Fantasie genauere Formen und Maße ersetzen musste.
Abschließend widmet sich Berg der heutigen Kartografie von den ersten echten Weltansichten aus Astronautensicht von 1968 bis zu den nahezu allgegenwärtigen Karten und Bildern von GPS und Google-Earth. - Fazit: das auch bibliografisch hochwertig gestaltete Buch ist vor allem für an diesem Thema interessierte Laien eine wunderbare Fundgrube.

# Thomas Reinertsen Berg: Auf einem Blatt die ganze Welt. Die Geschichte der Landkarten, Globen und ihrer Erfinder (aus dem Norwegischen von Frank Zuber und Günther Frauenlob); 349 Seiten, div. Abb., Mittelformat; dtv Verlag, München; € 34

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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