MARC-UWE KLING: „QUALITYLAND
2.0“
Marc-Uwe Klings dystopische Satire „QualityLand“ ist längst zum Kultbuch
geworden und nun liegt tatsächlich eine Fortsetzung vor: „QualityLand 2.0“.
Allerdings ist diesmal statt Kling eine gewisse Kalliope 7.3 die Autorin, so jedenfalls
erklärt es das Vorwort.
Im Übrigen trägt der neue Roman einen Untertitel. „Kikis Geheimnis“ heißt
der, denn Peter Arbeitsloser wirkt zwar weiterhin als eine Hauptfigur mit, doch im
Mittelpunkt steht Kiki Unbekannt. Der Name sagt es schon: man weiß nichts von ihr. Sie
selbst aber auch nicht, weshalb sie sich auf die Suche nach ihren Eltern begibt. Über die
sie in dieser total von den Netzwerken beherrschten Welt der näheren Zukunft nichts im
Netz oder einem der von Kiki gehackten Rechner zu finden ist.
Stattdessen gibt es immer neue Attacken auf sie vom widerwärtigen alten Puppenspieler und
dessen Kampfroboter. Doch Kikis Suche ist nur einer von mehreren Handlungssträngen in
diesem Kosmos, in dem die Künstliche Intelligenz alles reguliert, der Allesversender
TheShop jeden Kunden per Algorithmus so gut kennt, dass er die Waren schickt, von denen
man noch gar nicht wusste, dass man sie haben wollen würde.
Und natürlich sorgt QualityPartner weiterhin für die optimale Partnervermittlung, egal
wie eng man eigentlich gebunden ist. Peter Arbeitsloser hat mittlerweile den Aufstieg zum
Maschinentherapeuten geschafft und versucht als solcher, die Beziehungsprobleme
neurotischer Haushaltsgeräte zu lösen. Schon übel, wenn ausgerechnet eine Flugdrohne
Flugangst hat...
Die KI sind allgegenwärtig und haben so viel eigenes Bewusstsein entwickelt, dass das
sogar zu Defekten wie Persönlichkeitsstörungen bei ihnen führt. Und es kommt zu
hirnrissigen Diskussionen mit Henry Ingenieur, denn der machtgeile Tycoon will Präsident
werden. Herausragend sind bei all dem die schrägen Dialoge über weltbewegende Themen wie
über den so plötzlich hereingebrochenen Klimawandel.
Den auch die eingeschobenen Werbeblöcke thematisieren, wenn sie zum Beispiel zu
Tauchurlauben einladen in die Unterwasserstadt Venedig. Wenn sich dazu Präsident Toni
Parteivorsitzender und seine Beraterin Aisha Ärztin auslassen, hört es sich fast an, als
hörte man Donald Trump – völlig ignorant UND intelligent.
Der skurrile und ebenso schwarzhumorige Roman ist mit immer neuen Action- und
Verfolgungsszenen noch spannender als sein Vorgänger geraten und das, obwohl er vor
lauter hinreißender Charakterzeichnungen und absurden Dialogen gar nicht wirklich viel
Handlung aufweist. Dabei findet sogar der dritte Weltkrieg statt, aber nur für acht
Stunden und Menschen waren auch nicht direkt daran beteiligt.
Auch Autorin „Kalliope 7.3“ schreibt übrigens mkit knackig grober Sprache und
sie lässt zum Schluss sogar das Türchen ein klein wenig offen, ob es womöglich ein
„QualityLand 3.0“ geben wird. Dieser Roman jedenfalls ist völlig verrückt mit
seiner grandios realsatirisch erfundenen Welt, allerdings – zum Lachen gesellt sich
da immer wieder auch das ein oder andere Gruseln...
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