COULON/GOLVIN: DIE ARCHITEKTEN
DES IMPERIUMS
Das römische Weltreich beruhte ganz maßgeblich auf seinem hervorragend ausgebildeten und
sehr disziplinierten Militär. Was die Legionen über Jahrhunderte an kriegerischen
Leistungen erbrachten, steht im allgemeinen Bewusstsein und ist bestens dokumentiert.
Weniger bekannt aber dürfte sein, dass die Soldaten Roms in Friedenszeiten deutlich
härter arbeiten mussten als im Krieg. Was es damit auf sich hatte und in welchem Ausmaß
das Militär sich konstruktiv nützlich machte, beschreibt der französische Althistoriker
und Archäologe Gérard Coulon in dem Sachbuch Die Architekten des Imperiums. Wie
das Heer ein Weltreich erbaute.
Sie waren die ersten Berufssoldaten der Geschichte und zugleich leisteten sie
Erstaunliches bei Entwurf, Planung und Umsetzung großer Tief- und Hochbauprojekte. Daheim
und in den eroberten Provinzen entstanden durch sie Straßen, Brücken, Aquädukte, Kanal
und imposante Gebäude, die natürlich auch die römische Überlegenheit präsentieren
sollten. Und es wurde außerdem ein überaus cleverer Nutzeffekt erreicht: das riesige
stehende Heer kostete viel Geld, machte sich so aber in Friedenszeiten überaus nützlich
und obendrein kam auch kein Müßiggang bei der Truppe auf.
Für die anspruchsvollen Bauwerke war hohe Ingenieruskunst gefragt und neben vielen
architektonischen Meisterleistungen zeigten auch Fachleute wie Feldmesser und Topografen
erstaunliche Fertigkeiten. Über das Was und das Wie der Bauarbeiten gibt es eine
umfangreiche Quellenlage bis hin zu konkreten Schilderungen in Schrift und Bild wie zum
Beispiel auf der Trajanssäule. Zu Unrecht anonym aber blieben zumeist die großartigen
Baumeister im Gegensatz zu ihren Auftraggebern.
Skizzen der Trajanssäule und etliche Fotos heute noch existierender Zeugnisse dieser
antiken Bauwerke sind zwar hilfreiches Anschauungsmaterial, doch erst die grandiosen
Illustrationen von Jean-Claude Golvin machen dieses Sachbuch zu nicht weniger als nicht
mehr wegzudenkendes opulentes Standardwerk zum Thema. Der französische Architekt und
Archäologe hat bildliche Darstellungen von Teilaspekten und ganzen Bauwerken geschaffen,
als hätte man diese in den Zeiten des Imperiums fotografiert.
Faszinierende Luftaufnahmen zeigen da den komplexen Brückenbau, den
teilfertigen Bau des Amphitheaters in Drobeta (heute Rumänien) aus dem 2. Jahrhundert
n.Chr. oder ganze Städte wie Köln und Korinth. Mindestens so anspruchsvoll wie manche
Brücken waren aber auch die vielfältigen Aquädukte, von denen nicht zuletzt dank der
hohen Kunst der Baumeister viele noch heute Zeugnis ablegen von der römisch-imperialen
Baukunst.
Das Alles beruht auf wissenschaftlich fundierten Rekonstruktionen und sämtliche optischen
Darstellungen sind ganz und gar authentisch. Fazit: ein Meisterwerk der
Geschichtsschreibung und zugleich nicht nur für interessierte Laien eine unerschöpfliche
Fundgrube.
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