PHILIP NORMAN: „JIMI. DIE HENDRIX-BIOGRAFIE“


Als der aus Seattle stammende James Marschall Hendrix (1942-1970) im Herbst 1966 in London auftauchte und erstmals sein einzigartiges Gitarrenspiel demonstrieren durfte, schlug das in der aktuellen Hauptstadt der Rock- und Popmusik ein wie eine Bombe.
Den kometenhaften Aufstieg und das tragische Verglühen nach nur vier berstend gefüllten Jahren im weltweiten Musik-Circus wurde bereits mehrfach beschrieben. Nun aber zum 50. Todestag seines Todes hat sich mit Philip Norman der wohl renommiertetste Biograf großer Rock-Stars wie John Lennon oder Eric Clapton der Vita dieses Ausnahmetalents angenommen.
„Jimi. Die Hendrix-Biografie“ lautet der Titel und Norman wertete dazu nicht nur das vielfältige bekannte Material über den schmalen Musiker mit der wilden Frisur aus. Er erhielt auch Zugang zu bisher unveröffentlichten Dokumenten und er sprach mit bisher schweigenden Zeitzeugen aus dem engsten Umfeld Hendrix'.
Als Kind alkoholgeneigter Eltern durchlebte er eine karge Kindheit. Der Vater war ebenso herzlos wie brutal – allein schon seine Linkshändigkeit brachte dem Kleinen manche Prügel ein. Die Mutter war haltlos und starb früh an Alkoholexzessen. Um so wichtiger wurde die erste Gitarre für 5 Dollar, die ihm eine Tante spendierte.
Kaum zu glauben, aber Jimi Hendrix hatte eine kurze Karriere als Fallschirmjäger bei der berühmten 101. Airborne Division, die jedoch durch Verletzungen früh endete. Als Bandgitarist spielte er dann für namhafte schwarze Stars, bis ihn das Modell Linda Keith quasi „entdeckte“. Als Freundin von Rolling Stones-Gitarrist Keith Richards empfahl sie ihn mehreren Musikmanagern. Doch erst der Ex-Bassist der „Animals“ Chas Chandler biss an und holte Hendrix aus New York nach London.
Raketenhaft ging dort die Karriere ab, selbst Gitarristen-Helden wie Eric Clapton und Pete Townshend wurden blass vor Neid bei Jimis so noch nie erlebtem irren Spiel. „Hey Joe“ war 1967 gleich ein Hit, sämtliche Alben der „Jimi Hendrix Experience“ stürmten die Charts und Jimi selbst durch ungezählte Betten.
Privat eher schüchtern und mit sanfter Stimme, wurde er zugleich zu einem Paradebeispiel für ein Rockstar-Leben mit Sex & Drugs & Rock 'n' Roll. Die Zahl seiner Affären ist legendär, er soll selbst für den Faun Mick Jagger ernsthafte Konkurrenz gewesen sein und überliefert ist sogar eine Zweitagebeziehung mit Frankreichs Sexbombe Brigitte Bardot.
Auf der Bühne explodierte dieser Berserker regelmäßig und dann eroberte er auch seine Heimat, nachdem er 1967 in Moterrey die Sensation des riesigen Hippie-Festivals war. Noch spektakulärer dann sein Auftritt beim Woodstock-Festival im August 1969, dessen ikonischen Höhepunkt er mit der zerfledderten US-Nationalhymne setzte.
Das ekstatische Leben kostete Kraft und Jimi Hendrix zog von Auftritt zu Auftritt, eine Legende schon zu Lebzeiten. Und es war ein weiteres Festival, auf dem er ein letztes Mal tobte: im September 1970 auf der Insel fehmarn. Wegen eines Gewaltausbruchs durch die Motorradrocker Bloody Devils brach er schließlich am Nachmittag des 6. September mitten in „Voodoo Chile“ ab.
Es sollte sein Abschiedsgruß sein, denn am 18. September verstarb er unter nie eindeutig geklärten Umständen in einem Londoner Hotelzimmer. Vermutlich war es eine unglückliche Mischung aus Alkohol, Schlafmitteln und dem Erbrechen desselben. Der konkrete Hergang aber wurde durch die immer wieder veränderten Schilderungen des Geschehens durch seine anwesende aktuelle Verlobte Monika Dannemann eher verwirrt als verifiziert.
Auch die Nachwirkungen des frühen Todes hat Philip Norman beleuchtet und so offeriert diese ebenso seriös wie unterhaltsam geschriebene Biografie die schillernde Vita dieses Ausnahmekünstlers und reichert sie vor allem auch mit spannenden Details zu einer besonders explosiven Ära der Rockgeschichte an.

# Philip Norman: Jimi. Die Hendrix-Biografie (aus dem Englischen von Stefan Rohmig); 425 Seiten, div. Abb.; Piper Verlag, München; € 24

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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