TOBIAS FRIEDRICH:
GEHEIMNISVOLLE SCHÖNHEITEN
Seinem großartigen Bildband Über Wasser, unter Wasser lässt Tobias
Friedrich nun einen noch faszinierenderen Bildband folgen: Geheimnisvolle
Schönheiten Meeresbewohner im Dunkel.
Bilder von über 30 Reisen mit Tauchgängen unter anderem im Roten Meer, bei den Malediven
und in Französisch-Polynesien bis in Tiefen von 100 Metern sind eingeflossen. Nicht von
ungefähr wurde der German Photographer of the Year 2019 bereits zuvor zum
Underwater Photographer of the Year 2018 gekürt, denn seine Spezialität ist
die sogenannte Blackwater-Fotografie.
Dafür taucht er entweder in tiefster Nacht oder in der Abenddämmerung und setzt dabei
Blitzgerät oder Scheinwerfer ein. Vor pechschwarzem Hintergrund stehen dann die Motive
vom einzigartigen Hai-Ballett bis zu Lebewesen, die in Form und Farbe kaum als Tiere zu
erkennen sind. Gestochen scharf und in überwältigenden Farben stehen die Motive vor dem
Betrachter, so dass der Eindruck eines subjektiven Sehens entsteht.
Zu den einzelnen Tiefenbereichen beschreibt Friedrich Tauchgänge, ihren hohen technischen
Aufwand und Details zum Beispiel zur Wirkung der Tiefe auf die Farberscheinung aber auch
zu Feinheiten wie Gefahren, die bei der komplexen Fotoarbeit lauern.
Die Intensität dieser Mischung aus ungeahnter Schönheit und Skurrilität ist
unglaublich. Da schwimmt der Fotograf Auge in Auge mit einem Pygmäen-Seepferdchen oder
wird scheinbar schelmisch angegrinst von clownesken Fischen. Manche der Aufnahmen wirken
wie farbenfrohe Gemälde, sind aber wirklich Fotos. Und wer dann glaubt, in großer Tiefe
gebe es nur besonders mächtige Tierarten, wird über filigrane und oft durchscheinende
Gebilde in Erstaunen gesetzt.
Doch auch die Aufmachung dieses Bildbandes ist etwas Besonderes, denn der Verlag hat hier
spezielles schwarzes Papier verwendet, das weder reflektiert noch die gefürchteten
Fingerspuren des Betrachters einfängt. Nichts stört hier also die hinreißende
Bilderpracht und doch gibt es ein ärgerliches Manko, das vermutlich nicht schwer zu
vermeiden gewesen wäre: nur wenige der abgelichteten Lebewesen sind dem normalen Leser
bekannt, doch Hinweise auf die jeweils gezeigten Tierarten fehlen gänzlich.
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