GERHARD HENSCHEL: SOKO
HEIDEFIEBER
Inzwischen gibt es ja in Deutschland kaum noch eine Gegend, die nicht ihren Regionalkrimi
hat, und manche Autoren verdienen sich eine goldene Nase damit. Aber muss man die denn
derartig hassen, dass man sie zumindest literarisch gleich reihenweise
abmurkst?!
Kein Geringerer als der renommierte Erfolgsautor Gerhard Henschel tit dies mit einem
Ausflug ins Krimi-Fach unter dem Titel SOKO Heidefieber. Was da jedoch nach
einem weiteren Flachwerk nach Art der regionalen Kollegen anhört, ist genau das nicht,
denn der für seinen trockenen Humor und die präzise Beobachtungsgabe in den quasi
halbautobiografischen Romanen um sein Alter ego Martin Schlosser gerühmte Autor nennt das
Werk bewusst einen Überregional-Krimi.
Die Grundidee ist so brachial herbeifantasiert wie so viele der häufig krude
zusammengeschusterten Regionalkrimis. Da hält ein Armin Breddeloh eine Lesung aus seinem
jüngsten Machwerk unter dem hier nun titelgebenden Heidefieber und wird kurz
darauf tot aufgefunden. Umgebracht genau wie ein Opfer in eben diesem Krimi: stranguliert
und beide Augen wurden herausgeschält und durch Glasaugen ersetzt.
In ähnlicher Weise geht es weiter durch die Regionen Deutschlands, weshalb auch so
manches sprachliche Idiom ebenso genüsslich ausgekostet wird wie die regionalen
Absonderlichkeiten. Bald wird offensichtlich, dass ein Serienkiller am Werk ist, der mit
abgefeimter Fantasie den jeweiligen Autor nach dessen Lieblingsmethoden abserviert. Da
kommen auch schon mal Wölfe auf einer Hallig oder Giftschlagen im Jacuzzi-Pool zum
Einsatz.
Doch auch die Ermittler passen bestens in dieses schräge Absurditätenpotpourri. Da
harmonieren Hauptkommissar Gerold Gerold und die echt ostfriesische Ute Fischer auf
knorrige Weise und Erwin Zapp vom BKA verliebt sich mittendrin durch ein hirnrissiges
Lockmittel in den gänzlich Falschen. Über ein Dutzend Regionalkrimiautoren werden
furchtbar gemeuchelt und schließlich kommt auch die Gendergerechtigkeit endlich zum Zug,
als mit der sächsischen Rabbelschnute Raphaela Botschner auch eine weibliche Schreiberin
eliminiert wird.
Zwischendrin lässt Henschel seinem echten Kollegen Frank Schulz eine lebensgefährliche
Odyssee zukommen, bei der dieser sogar eine Steinigung überlebt. Und bevor diese
herzerfrischend bekloppte Groteske mit einem Knall in der Größenordnung eines
007-Finales endet, darf der obernarzisstische Waldemar König noch meinem Namensvetter
Stephen King skypen.
Verrückter geht es kaum und wer sich an einer Mischung aus blutigem Krimi, Satire und
ganz viel Mangel an political correctness ergötzen kann, wird sich mit diesem
Roman einen Lachmuskelkater einhandeln.
|