GERTRUD HÖHLER: „ANGELA MERKEL. DAS REQUIEM“


Gertrud Höhler legt nach: hatte sie 2012 bereits in ihrem Buch „Die Patin“ massive Kritik am prinzipienlosen Politikstil von Bundeskanzlerin Angela Merkel geübt, lässt sie angesichts der von dieser selbst eingeläuteten Endzeit von ihrer Kanzlerschaft eine vorweggenommene Abrechnung folgen.
„Angela Markel. Das Requiem“, dieser Titel gibt quasi vor, dass von der Literaturprofessorin sowie Wirtschafts- und Politikberaterin keinerlei Freundlichkeiten über das „hochintelligente autistisch codierte Alphatier“ zu erwarten ist. Seitenweise untermauert sie ihren Rundumschlag mit schärfsten Argumenten, die in drei Hauptvorwürfen gipfeln.
Wie schon zuvor reibt sich Höhler zunächst einmal in vielfältiger Weise an Merkels Herkunft als „das Mädchen aus Mangelland im Wohlstandszentrum Westdeutschland“, das im Unrechtsstaat eine angepasste Bürgerin gewesen sei. Von dort habe sie das Prinzip des Mitschwimmens im Mainstreams mitgebracht, dessen wichtigste Verhaltensregel sei: Warten, wohin die Kugel rollt.
Andererseits wirft die als wert- oder auch nationalkonservativ bekannte 79-Jährige der Kanzlerin schiere Symbolpolitik gepaart mit der skrupellosen Anwendung von Entmachtungstricks vor. Das Erfolgsmodell Merkels funktioniere durch die Ausnutzung deutscher Charakteristika wie Anpassungsbereitschaft, Ehrfurcht vor Autorität, Statusgehorsam und Geltungsbedürfnis. „Die Ära Merkel ist kein politisches Kapitel Merkel und Deutschland, das ist ein bleischweres Kapitel Ideologiegeschichte“, so die renommierte Businessberaterin.
Und natürlich zerpflückt die Höhler die drei schwersten und folgenreichsten Sündenfälle Merkels: als erstes den 2011 durch den Fukushima-GAU ausgelösten „planwirtschaftlichen Amoklauf“ der Energiewende. 2015 folgte mit der Grenzöffnung für über eine Million Flüchtlinge der „Blattschuss ins Verfassungsrecht“ und schließlich Merkels Politik zum Aufbruch zur Überwindung der Demokratie hin zum Überwachungskapitalismus.
Merkels Ideologie sei die vom postdemokratischen Menschen ohne Werteplunder und Normenballast. Und Höhler unterstellt „der Kanzlerin, die aus der Kälte kam“, dass nichts in ihrem oft schwer durchschaubaren Handeln auch auf Fehlern beruhen könne – alles sei gezielte Absicht. Die geballte Ladung der Kritik kennt bei all dem nur die Farbe Schwarz und die meist geschliffenen Sätze der studierten Germanistin kommen ebenso wortmächtig wie schrill.
Manches mag grundsätzlich zutreffend und berechtigt sein, manches aber wirkt schlicht polemisch bis verschwörungstheoretisch. Wobei daran erinnert sei, dass Frau Professor Dr. Gertrud Höhler im Jahr 2001 mit dem Deutschen Fairness Preis ausgezeichnet wurde...

# Gertrud Höhler: Angela Merkel. Das Requiem; 351 Seiten; Econ Verlag, Berlin; € 24,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: NF 376 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de