WOLFGANG JOOP: DIE EINZIG MÖGLICHE ZEIT
Wolfgang Joop zählt zu den Kreativen im Land mit internationaler Reputation als
Modedesigner aber auch als Künstler und Kunstsammler. Es gibt bereits Biografien über
ihn, nun aber griff er selbst zur Feder und verfasste unter dem Titel Die einzig
mögliche Zeit seine Memoiren.
Gleich zwei Anlässe führten ihn dazu: im November feierte er seinen 75. Geburtstag, noch
mehr aber feierte er die Heimkehr an den Ort seiner frühen glücklichen Kinderjahre auf
dem Gut Borndstedt in Potsdam. Er macht kein Hehl daraus, wie viel Gram ihm die
Vertreibung aus diesem Paradies bereitet hat. Und mit dem Schuldigen daran ist
er nie richtig klargekommen der spät aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte
Vater.
Der einerseits 1954 die Übersiedlung ins westdeutsche Braunschweig veranlasste,
andererseits aber in ständigen Konflikten mit der geliebten Mutter und dem Jungen stand.
Von früh an hatte das Einzelkind im Übrigen nach eigenem Bekunden wenig Probleme damit,
als exzentrischer Außenseiter zu gelten. Was er bekanntlich in vielen Bereichen seines
späteren Lebens beibehielt.
Seine angeborene Neigung zur Selbstinszenierung entspringt einem deutlichen Narzissmus,
bleibt in den mit lockerer Hand verfassten Erinnerungen aber erfreulich dezent. Ein
unangepasster Mensch war er stets, dabei jedoch unterhaltsam gerade auch dank seiner
hochgradigen Kreativität. In seiner großen Liebe Karin auch Mutter seiner beiden
Töchter und ganz der von ihm so geschätzte Typ der mondänen, mutigen Dame hatte
er die kongeniale Partnerin, mit der dann 1970 auch seine Karriere als Modedesigner
gelang. Seine Kreationen gingen um die Welt, doch Joop verschweigt auch nicht Tiefen und
Brüche seiner insgesamt ausgesprochen schillernden Vita.
Er schreibt offen, zuweilen selbstironisch aber auch mit viel trockenem Witz. Viele
Anekdoten aus dem Privatleben wie auch von den beruflichen und gesellschaftlichen
Erlebnissen sorgen für eine höchst vergnügliche Lektüre. In der er auch Intimes wie
seine spätere Hinwendung zu Männern bis hin zum Lebenspartner, der mit Joop, dessen
Ex-Frau und der Familie von Tochter Florentine auf dem geliebten Gut Bornstedt lebt, ohne
Scheu schildert.
Fazit: ein rastloses Multitalent erzählt viel Interessantes aus einem an Berichtenswertem
reichen Leben. Eine gelungene Selbstinszenierung mit einigem Charme.
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