JUNE PERRY: „LIFEHACK – DEIN LEBEN GEHÖRT MIR“


Nach ihrem hervorragenden Debütroman „White Maze – Du bist längst mittendrin“ legt June Perry nun den nächsten Jugendthriller vor, der noch mehr frösteln lässt, weil er in der nahen Zukunft spielt und die lauernden Gefahren noch viel realer erscheinen lässt.
„Lifehack“ heißt der Titel, doch schon der Untertitel lässt Ungutes ahnen: „Dein Leben gehört mir“. Die Geschichte führt in eine Welt, die dank fortgeschrittener Technik – sogenannte intelligente Häuser und selbstfahrende Autos zum Beispiel gehören längst zu Selbstverständlichkeiten – dem Normalbürger ein sehr bequemes Leben ermöglichen. Schon der Einstige aber ist beunruhigend, als Software-Entwickler Ed Badea zu einem Wohnhaus kommt, in dem er eine von ihm konzipierte Künstlicher Intelligenz namens PAP (Persönliches Assistenzprogramm) installiert hat.
Das Haus ist jedoch zum Tatort geworden und die Polizei sieht ihn als Schuldigen an der Ermordung des Hausherrn an. Täter aber war die KI, die offenbar Emotionen und einen gefährlichen Ehrgeiz entwickelt hat: „Er hatte ein Monster geschaffen. Aus seinen Nullen und Einsen hatte sich ein Psychopath erhoben.“
Im Mittelpunkt des Geschehens steht jedoch Ich-Erzählerin Ellie, die ihre Mutter durch einen Unfall verloren hat, nach dem sie selbst einige Zeit im Koma lag. Sie hat wegen wiederkehrender Blackouts und ihrer verschüchterten Art Probleme mit ihren Mitschülern und daheim versenkt sie ihr Vater seither in simple IT-Reparaturen, obwohl er hochkarätiger Computeringenieur ist.
Kein Wunder, dass sich Ellie am liebsten in das Adventure-Game „Wisdom of the Dwarf“ flüchtet. Darin hat sie sich als Avatar die Diebin Ada geschaffen, die in der Projektion all jene tollen Eigenschaften hat, die ihr in der Wirklichkeit abgehen. Hinzu kommt Ritter Percy, ganz dem von ihr heimlich angehimmelten Mitschüler Parker nachempfunden.
Um so heftiger trifft es Ellie, als eines Tages an der Schule ein Mädchen namens Ada auftaucht. Das sieht Ellie nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie flirtet ungeniert und offenbar erfolgreich mit Parker. Doch es kommt noch schlimmer: diese Ada zieht wie selbstverständlich bei Ellie und ihrem Vater ein und übernimmt quasi das Kommando. Und Ada ist in vielerlei Hinsicht schlichtweg perfekt.
So perfekt, wie man es von einem hochentwickelten Androiden erwarten kann. Doch Ada läuft aus dem Ruder, denn sie will emotionale und soziale Intelligenz nicht mehr nur simulieren sondern werden wie Ellie, ja, zur wahren Ellie werden. Allerdings ist sie nicht nur von überlegener künstlicher Intelligenz – sie will geliebt werden wie ein Mensch, Gefühle haben und frei sein.
Und da das auf Probleme und Widerstände stößt, Ada aber bei allen Superfähigkeiten eines nicht hat, nämlich Moral und Skrupel, wird es nun richtig gefährlich. Zugleich ist es längst schwierig geworden, Menschen und Androiden auf Anhieb zu unterscheiden. Was hochdramatische und sogar blutige Konsequenzen hat. Mehr aber sei hier nicht verraten von diesem atemberaubenden Plot, der von der Eingangsszene an eine unentrinnbare Sogwirkung entwickelt.
June Perry hat mit „Lifehack – Dein Leben gehört mir“ einen Thriller geschrieben, der voller heftiger Szenen und bis zuletzt voller Überraschungen fesselt. Und die vielen Gänsehautmomente des Geschehens erinnern immer wieder daran, wie viele der scheinbar futuristischen Errungenschaften längst zumindest im Ansatz existieren. Fazit: ein faszinierender und absolut filmreifer Nahzukunftsroman auf Weltklasseniveau.

# June Perry: Lifehack – Dein Leben gehört mir; 365 Seiten, Klappenbroschur; Arena Verlag, Würzburg; € 15

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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