LISELOTTE PULVER: „WAS VERGEHT, IST NICHT VERLOREN“


Liselotte „Lilo“ Pulver zählte in den 50er und 60er Jahren zu den beliebtesten Filmstars im deutschsprachigen Raum. In diesem Monat feiert der wohl sympathischste Exportschlager der Schweiz ihren 90. Geburtstag und legt dazu ein weiteres autobiografisches Buch vor.
Für diese Memoiren unter dem Titel „Was vergeht, ist nicht verloren. Drehbuch meines Lebens“ hat sie gemeinsam mit den Journalisten Olaf Köhne und Peter Käfferlein ihr umfangreiches Privatarchiv durchforstet. Plaudernd streift das Trio durch die vielen Meter Reaglwände, sichten Drehbücher, Filmplakate, Briefe von Kollegen wie Curd Jürgens oder Heinz Rühmann.
Noch einmal taucht die für ihr unvergleichliches, geradezu wieherndes Lachen berühmte Mimin in ihre große Jahre ein. Natürlich würdigt sie da die entscheidende Rolle, die Regisseur Kurt Hoffmann für ihre Karriere spielte. Sie hatte in ihrer Heimat ja die Schauspielschule besucht und war in Theaterrollen und auch erstmals in Spielfilmen aufgetreten. Er aber erkannte ihre komödiantische Seite und Filmerfolge wie „Ich denk oft an Piroschka“, „Die Zürcher Verlobung“ und die „Wirtshaus im Spessart“-Trilogie machten sie zu einem der beliebtesten Stars der Wirtschaftswunderjahre.
Gerade Nachkriegsdeutschland wollte auf nette Weise aufgemuntert werden und dazu war die hübsche dauerfröhliche Schweizerin genau die Richtige. Zwar spielte sie nicht stets das unkomplizierte Mädel und hatte auch ernsthaftere Rollen an der Seite von Hans Albers, Hardy Krüger und Gustav Gründgens. Die durchaus mögliche Hollywood-Karriere allerdings scheiterte doppelt.
Vertragstreue und Krankheit durchkreuzten Rollenangebote für Welterfolgsstreifen wie „Ben Hur“ und „El Cid“, Als sie dann 1961 von Billy Wilder für dessen Komödie „Eins Zwei Drei“ engagiert wurde, erfüllte sich sogar ihr Wunsch, trotz eigentlicher fehlender typischer Attribute eine Sexbombe zu spielen. Und sie machte eine legendäre Szene aus ihrem lasziven erotischen Tanz als Sekretärin Ingeborg auf dem Wirtshaustisch.
Ihr Pech: noch vor Abschluss der Dreharbeiten wurde die Berliner Mauer errichtet und dann wollte erst einmal niemand über eine derartige Ost-West-Komödie lachen. Da blieb es ein schwacher Trost, dass Wilders Geniestreich in den 80er Jahren zum verspäteten Kultfilm aufstieg, an dessen Glanz Lilo Pulver wesentlichen Anteil hatte.
Um so wichtiger war der Schauspielerin, um die es nie Skandale gab. Ihr privates Glück mit dem Kollegen Helmut Schmid, den sie 1960 heiratete: „Er war mein Nonplusultra.“ Auf ihn wie auch auf Tochter Melisande, die 21-järhig Selbstmord verübte, geht sie nur kurz ein. Doch der Filmstar, der nach dem Aufkommen des Neuen Deutschen Films „out“ war und nur noch in geringerem Umfang im Fernsehen auftrat, hat ihre Mischung aus Lebensbejahung und Disziplin bis heute nicht aufgegeben.
Auch das macht sie im Plauderton klar und stellt angesichts des unerschöpflichen Archivmaterials sachlich fest: „Ich bin zufrieden und denke, ich habe ja ganz schön was geschafft.“ Und dabei hat mal als Leser unwillkürlich wieder dieses einzigartige Lachen im Ohr, das sie übrigens noch heute zuweilen von sich gibt.

# Liselotte Pulver: Was vergeht, ist nicht verloren. Drehbuch meines Lebens. Liselotte Pulver öffnet ihr Privatarchiv; 221 Seiten, über 100 Abb.; Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg;

€ 24

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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