S.K. VAUGHN: DIE
ASTRONAUTIN
Als Commander Maryam May Knox am 25. Dezember 2067 in der Krankenstation des
Forschungsraumschiffs Stephen Hawking II aus dem Koma erwacht, fühlt sie sich
elendig und hat keinerlei Erinnerungen an die Geschehnisse zuvor. Alles ist dunkel und
leer in dem riesigen Raumschiff.
Mit dieser Altptraumpassage setzt Die Astronautin ein, von Beginn an packender
ScienceFiction-Roman von S. K. Vaughn. Hinter diesem Pseudonym verbirgt sich laut
Verlagsangaben ein versierter Schriftsteller, der vor allem aber auch ein erfolgreicher
Drehbuchautor ist. Erst mit Hilfe der Künstlichen Intelligenz an Bord, die May aus eher
emotionalen Erwägungen heraus nach ihrer Mutter Eve benennt, kann die
anscheinend völlig auf sich Gestellte die wesentlichen Kenntnisse wiedererlangen.
Die Hawking befand sich auf der Rückreise von einer Expedition zum
Jupiter-Mond Europa. Doch Eves Aufzeichnungen sind lückenhaft, offenbar aus
denselben Gründen, die zu massiven Schäden am gesamten Schiff geführt haben. Wo aber
sind die insgesamt 32 weiteren Crew-Mitglieder? Und kann es sein, dass die
Hawking während Mays neuntägigem Koma rund 25 Millionen Kilometer vom
Rückkehrkurs abgekommen ist?
Die bedrückende Einsamkeit und die Ängste vor weiteren lauernden Gefahren werden
intensiv spürbar. Auf einer zweiten Handlungsebene erfährt man derweil Näheres über
das Geschehen im Wright Weltraumcenter, wo sich Dr. Stephen Knox, genialer
Raumfahrtingenieur und Noch-Ehemann der Astronautin, Sorgen wegen des Kontaktabbruchs zur
Mission macht, aber auch heftige Reibereien mit dem selbstherrlichen NASA-Boss hat.
In Rückblenden wird außerdem in raffinierter Dramaturgie erhellt, welchen Bruch es
zwischen Stephen und May gegeben hat. Solche Erinnerungen aber stecken bei ihr tief in
einer retrograden Amnesie. Allerdings hat May ohnehin andere Probleme, denn im Hangar der
Raumgleiter macht sie eine grausame Entdeckung: wurde die gesamte Mission sabotiert und
kann sie wenigstens Eve trauen?
Doch bevor sie sich darüber klar wird, gibt es erneute Explosionen und der gesamte Hangar
wird in die Leere des Alls gerissen. May überlebt nur, weil sie sich rechtzeitig in einen
Raumtransporter geflüchtet hat. Aber es sind packende Momente, bis sie mit dem Gefährt
und den letzten Energie- und Sauerstoffreserven den Weg zurück an Bord der
Hawking schafft.
Was aber kein allzu großer Trost ist, denn sie findet Unfassbares heraus: offensichtlich
soll die Rückkehr des Expeditionsschiffes zur Erde unbedingt verhindert werden. So kommen
nun auch düstere Machenschaften zum Vorschein und die sind ein wahrer Hammer. Mehr aber
sei hier nicht verraten, denn das Alles entwickelt sich rasant zu einem packenden
Survival-Thriller voller überraschender Wendungen, bei dem selbst ein sogenannter
Weißer Ritter nicht fehlt.
Das Zusammenspiel der Handlungsebenen ist hervorragend gelungen, allerdings liegt die
besondere Klasse des Romans klar in den Passagen im Weltall mit spannenden technischen
Clous. Natürlich ist Die Austronautin absolut filmreif und ein Leckerbissen
für jeden Thrillerfreund mit Neigung zur ScienceFiction.
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