ELISABETH HERRMANN: SCHATTEN
DER TOTEN
Judith Kepler ist wieder da, die verschlossene Tatortreinigerin aus Berlin. Nach
Zeugin der Toten und Stimmen der Toten weiß man zwar eine Menge
über das von Stasi- und anderen Geheimdienstmachenschaften schwer verformte Schicksal der
jungen Frau, doch nun stehen letzte Geheimnisse an, die eine dramatische Jagd in Gang
setzen.
Schatten der Toten hat Elisabeth Herrmann diesen hriller überschrieben.
Eingangs steht für Judith Kepler eine Wendung an, die ihrem Leben einen gewaltigen Drall
gibt: ihr ebenso raubeiniger wie väterlicher Chef Dombrowski gibt nach einem Herzinfarkt
auf und Judith soll die Firma übernehmen.
Obendrein meldet sich Quirin Kayserley, einstige BND-Größe, wieder, denn er hat ein Buch
über die 1985 so übel gescheiterte Sassnitz-Operation verfasst. Durch die
verlor Judith damals nicht nur ihre Eltern, im Kinderheim auf Rügen stahl man ihr auch
Identität und Erinnerung. Nun also erfährt sie so Wichtiges aus ihrer Vergangenheit, das
auch manche Geschehnisse der Zwischenzeit in ein neues Licht taucht.
Allen voran die Begegnung mit dem Oberschurken Larcan. Der Waffenhändler ist nicht nur
absolut skrupellos, unter dem Namen Lindner war er vor der Wende eine noch viel größere
Nummer. Und es scheint eine sehr spezielle Beziehung zu Judith zu geben, die sie zu einer
gewagten Exkursion nach Odessa bringt. Doch auch Isa Kellermann eilt dort hin, nachdem
ihre Mutter Eva in den 80ern direkt in eine Spionageaffäre verwickelt
stirbt.
Und Bastide Larcan gerät aus bösem Grund in das Visier gleich zweier Rachegöttinnen. Ob
ihm diesmal wirklich das Handwerk gelegt wird und er der längst überfälligen Strafe
anheim fällt, sei hier nicht verraten. Auch der dritte Judith-Kepler-Roman fesselt wieder
bis zuletzt und das liegt nicht nur an den sehr gediegenen Charakteren. Elisabeth Herrmann
hat einmal mehr sehr gut recherchiert, so dass auch das Lokal- und Zeitkolorit zum hohen
Lesegenuss beiträgt. Wer die beiden Vorgängerromane noch nicht gelesen hat, erhöht das
Vergnügen allerdings sehr, wenn er dies zuvor nachholt.
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