DANIEL DEFOE: „ROBINSON CRUSOE“


Am 25. April 1719 wurde der Klassiker der Weltliteratur schlechthin veröffentlicht: der Roman vom gestrandeten Robinson Crusoe, der 28 Jahre auf einer einsamen Insel verbracht hatte. Anlässlich 300 Jahren seit dem damals sofort einsetzenden Siegeszuges gibt es nun für deutschsprachige Leser eine ungekürzte Neuübersetzung.
„Robinson Crusoe“ lautet der Titel, der im englischen Original allerdings weitaus länger war. Und sein Verfasser, der erfahrene Schriftsteller Daniel Defoe (1660-1731) ließ ihn in einem Nachsatz enden, der sich als genialer PR-Schachzug erweisen sollte: „Von ihm selbst verfasst“. Womit sich Defoe lediglich als Herausgeber von etwas bezeichnete, das ein Tatsachenbericht und nicht etwas Erfundenes sei.
Die Geschichte des Robinson war indes wirklich keine reine Fiktion, denn der Kaufmann und Journalist Defoe hatte von den wahren Erlebnissen des Seefahrers Alexander Kirk erfahren. Der verbrachte jedoch nur ein paar Jahre auf einer menschenleeren Insel und das auch willentlich. Defoe formte aus dessen Schilderungen einen großen Roman, in dem er den Archetypus des Schiffbrüchigen schuf und diese Robinsonade wurde immer wieder aufs Neue ein Motiv für weitere Romane und auch Filme.
Das Jubiläumsjahr war nun Anlass genug, fast 50 Jahren seit der letzten seriösen Übersetzung endlich eine kongeniale Neuübersetzung anzugehen. Dafür fand man Rudolf Mast, der sich bewusst eng an die Originalvorlage hielt. Wobei die altmodisch wirkende Sprache gerade den besonderen Reiz dieses Klassikers ausmacht. Seiner exzellenten Übertragung kam entgegen, dass die englische Sprache in den drei Jahrhunderten weitaus geringere Veränderungen durchlief als die deutsche.
Im Übrigen ginge jeder Hinweis auf die zahlreichen zwischenzeitlichen Übersetzungen für diverse andere Buchausgaben fehl, denn dabei handelt es sich in der Regel um Schrumpfversionen für Kinder- oder Schulbücher, die zudem häufig als „altersgerecht gekürzt“ deklamiert werden. Daniel Defoe war seinerzeit mit dem „Robinson Crusoe“ einer der Begründer der modernen europäischen Erzählliteratur. Diese kommentierte bibliophile Ausgabe würdigt dies in einer Weise, die jedem Literaturfreund das Herz höher schlagen lässt.

# Daniel Defoe: Robinson Crusoe (aus dem Englischen von Rudolf Mast/Nachwort Günther Wessel); 415 Seiten im Schuber; marebuchverlag, Hamburg; € 42

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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