LUKAS ERLER: „SIDE EFFECT“


Die schöne türkische Klassenkameradin Nesrin scheint unerreichbar für den 17-jährigen Ben. Bis er sie unmittelbar vor den Sommerferien mit einem cleveren Trick vor einem fiesen Mobbing von Mitschülern retten kann.
Damit beginnt Lukas Erlers neuer Jugendthriller „Side Effect“. Ich-Erzähler Ben hat nun nicht nur Nesrins Aufmerksamkeit errungen, am letzten Schultag kommt es noch viel toller: sie trifft ihn in einem Bootshaus und überrascht ihn erstens mit einem leichten Kuss. Zweitens aber mit einer erstaunlichen Verwandlung, bei der das sonst unablässig getragene Kopftuch wegbleibt und sich knallblau gefärbte kurze Haare zeigen.
Doch auch ihre Kleidung ist völlig verändert und das hat einen Grund, der Ben schlucken lässt – Nesrin will abhauen. Weg von den erzkonservativen Eltern und weg von der drohenden Zwangsverheiratung. Sie drückt Ben einen Zettel mit einer Adresse in Amsterdam in die Hand, über die könne er sie finden.
Prompt gaukelt er seinen Eltern einen Ferientrip per InterRail vor, als er jedoch in Amsterdam ankommt, gibt es von Nesrin anscheinend keine Spur. Auf seiner Suche nach ihr gerät er an üble Typen und wird bei einem lebensgefährlichen Überfall von Erol gerettet, einem wenig älteren sportlichen Deutsch-Türken.
Der sich als just jener Fluchtgrund erweist, wegen dem Nesrin abgehauen ist. Allerdings wollte der ihr selbst erklären, dass auch er von den ausgekungelten Absichten beider Eltern nichts mehr wissen will. Doch auch er mag Nesrin und als sie nun einen Anhaltspunkt finden, jagen sie ihr hinterher. Erstes Ziel ist ein Wasserschloss in der Nähe mit einem Institut für psychologische Studien.
Es gelingt ihnen, einen völlig schrägen Typen auszufragen. Im Institut weilen junge Menschen, denen man eine tolle Unterkunft und 60.000 Euro angeboten hat, wenn sie sich auf ein Jahr zur Teilnahme an den Studien verpflichten. Die dabei getesteten Mittel haben bei diesem schachverrückten Pakistani bereits fantastische Kräfte freigesetzt.
Und ja, Nesrin war auch dort. Sie habe die Pillen aber überhaupt nicht vertragen und sei in eine Psycho-Klinik fortgebracht worden. Womit für Ben und Erol eine verzweifelte Odyssee beginnt. Auch als sie dieses „Chateau Lumière“, eine abgeschottete Burg in Frankreich, ausfindig machen, wissen sie nicht, wie sie an Nesrin herankommen sollen und vor allem – ist sie überhaupt noch in einem halbwegs normalen Zustand?!
Ihre Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen, als sie auf die Armenierin Milena stoßen, die ebenfalls die Burg observiert. Sie selbst flog aus dem Institut, weil man dort THC vom Kiffen in ihrem Blut feststellte. Ihr Bruder aber blieb dort, bis man ihn plötzlich nach Monaten hierher in die Klapse brachte und er sich in den Tod stürzte. Gemeinsam mit der raffinierten Hackerin versuchen Ben und Erol das schier Unmögliche – mehr aber sei hier nicht verraten.
Fazit: die gezielte Suche nach Versuchskaninchen für fragwürdige Tests zum Gehirndoping unter jungen Menschen in heiklen Situationen wird hier so anschaulich und realistisch dargestellt, dass daraus ein filmreifer Thriller für junge Leser ab etwa 14 entstanden ist.

# Lukas Erler: Side Effect; 267 Seiten, Klappenbroschur; Arena Verlag, Würzburg; € 14

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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