WESTHEIDER/PHILIPP: „PICASSO. DAS SPÄTE WERK“


Jacqueline Roque war die letzte große Liebe im Leben des Jahrhundertkünstlers Pablo Picasso (1881-1973) und inspirierte ihn in den 20 Jahren ihres Zusammenseins allein zu über 400 Porträts von ihr. Dennoch blieb das Schaffen seiner späten Jahre weit weniger beachtet und weit weniger ausgestellt als jenes der weltberühmten Werke zuvor.
Umso verdienstvoller ist die in dieser Form einzigartige Ausstellung „Picasso. Das späte Werk. Aus der Sammlung Jacqueline Picasso“, in der das Museum Barberini Potsdam noch bis zum 16. Juni dieses Jahres 136 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Keramiken und Druckgrafiken zeigt. Diese Werke sind erstmals in Deutschland zu sehen und einige von ihnen wurden überhaupt noch nie öffentlich ausgestellt.
Unter dem gleichen Titel haben Ortrud Westheider und Michael Philipp dazu einen opulenten Ausstellungskatalog herausgegeben, für den Kurator Bernardo Laniado-Romero eine exzellente Bildauswahl einschließlich diverser Fotos des Künstlers getroffen hat. Verschiedene Kunstexperten widmen sich mit eingehenden Kapiteln den unterschiedlichen Aspekten in Picassos später, aber geradezu obsessiv fleißiger Schaffensperiode.
Wie stets in seinem Leben spielte auch diese Frau eine prägende Rolle für Gestalt und Inhalt seiner Arbeit. Kennengelernt hatte er sie 1952 als Keramikverkäuferin bei Madoura in Vallauris, in dessen Atelier Picasso seine keramischen Werke schuf. Das erste große Gemälde von ihr nannte er 1954 noch „Madame Z“ (Jacqueline mit Blumen), denn die Beziehung des 45 Jahre älteren Malergenies zu der 27-Jährigen war noch nicht öffentlich.
Doch es war nur der Beginn eines ungeheuer vitalen und kraftvollen Schaffensprozesses, bei dem Jacqueline – ab 1961 auch seine zweite Ehefrau – als letzte große Liebe für eine Flut von Porträt Inspiration war wie keine andere Frau zuvor. Und das Genie schuf angesichts der Endlichkeit des Lebens und seines Alters eine unglaubliche Vielfalt an Kunstwerken mit verschiedenster Ausrichtung. „Er hörte nie auf zu experimentieren und Neues zu erkunden, wie er dies sein Leben lang getan hatte“, heißt es dazu im Katalog.
Fazit: ein Künstler, der in den letzten 20 Jahren seines langen Lebens noch einmal die ganze Genialität seines Schaffens demonstrierte. Dieser Katalog ist das Minimum für jeden Kunstfreund, dem der Besuch dieser großartigen Ausstellung nicht vergönnt war.

# Ortrud Westheider/Michael Philipp (Hrsg.): Picasso. Das späte Werk; 248 Seiten, div. Abb., Großformat; Prestel Verlag, München; € 39

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: So 471 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de