DAVID ARNOLD: „GANZ SCHÖN KAPUTTE TAGE...“


Noah Oakman geht es eigentlich recht gut. Er hat ein gutes Zuhause, in der Schule läuft es ordentlich, im Zwillingspaar Valeria und Alan hat er von klein an Freunde durch dick und dünn und als Schwimmsportler gilt er als hoffnungsvolles As der Schule.
Doch er ist 16, hat ein paar sehr eigene Vorlieben, ansonsten aber kommt da eine seltsame Verwirrung auf in ihm. Noch ein Jahr bis zum Schulabschluss und dann vier Jahre College? Und das Schwimmen als Leistungssport geht ihm insgeheim inzwischen so auf den Keks, dass er sogar Rückenbeschwerden vortäuscht, um sich ausklinken zu können. Und er versinkt immer mehr in seinen verwinkelten Gedankengewölben.
Wie der doch eigentlich so normale Teenager allmählich ins Schlingern gerät und wie er sich da mühsam wieder herausrappelt, daraus hat der erfolgreiche US-Jugendbuchautor David Arnold den ebenso subtilen wie authentischen Roman „Ganz schön kaputte Tage und wie Noah Oakman sie sieht“ gefertigt. Noah fungiert darin als Ich-Erzähler in ungeschnörkelter Teenagersprache.
Noch hält das einzigartige langjährige Dreieck mit den Zwillingen und es hat selbst Alans Outing als schmul und Noahs eigene plötzliche Verliebtheit in Valeria überstanden. Doch seine inneren Konflikte lassen ihn sogar zweifeln, ob er zusammen mit den Beiden nahebei studieren möchte. Oder überhaupt. Und dann kommt der Tag, der alles irgendwie neu justiert und er sich nach einem Disput dem etwas mysteriösen Circuit Lovelock mit seiner inneren Verwirrung offenbart.
Der Sohn eines Erfinders nimmt Noah mit zu sich nach Hause. Noah trinkt zu viele Cocktails, während Circuit, der niemals lacht, ihm mittels Hypnose zu helfen verspricht. Am anderen Morgen hat sich Noahs Welt irgendwie erheblich verändert: seine Mutter hat eine Narbe im Gesicht, die er noch nie zuvor an ihr entdeckt hat, sein altersschwacher Hund tollt plötzlich wieder munter und lautstark herum und seine Eltern haben zu überraschenden abendlichen Fernsehserien gewechselt. Und obendrein wollen Val und Alan auf einmal weit weg zum Studieren.
Hatte Noah bisher nur uneingestandene Ängste und Selbstzweifel, fürchtet er jetzt ernsthaft um seinen Verstand. Das Einzige, was sich kein bisschen verändert hat, sind seine altgewohnten kleinen Macken bis hin zu den Navy-Hosen und dem dauerhaft getragenen David-Bowie-Hemd (von beidem hat er zehn typgleiche, so dass er sich nie Gedanken um die tägliche Kleiderwahl machen muss!) Ob derartige Fixierungen vielleicht ein Schlüssel zurück in die Normalität sind?
Mehr sei hier nicht verraten von Noahs besonders ausgeprägter Verwirrnis auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Autor Arnold breitet diese Turbulenzen als seltsamen Trip samt immer wiederkehrendem Traum überzeugend aus und es gelingt ihm, das Ganze ebenso realistisch wie spannend darzustellen. Die Charaktere und ihr Tonfall sind hervorragend geraten und alles zusammen bietet einen auch bis hin zu seiner Gestaltung außergewöhnlichen Teenagerroman.

# David Arnold: Ganz schön kaputte Tage und wie Noah Oakman sie sieht (aus dem Amerikanischen von Ulrich Thiele); 432 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 19

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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