ANDREA WULF: „DIE ABENTEUER DES ALEXANDER von HUMBOLDT“


Alexander von Humboldt (1769-1859) war der wichtigste Naturforscher seiner Zeit und ein großer Visionär zudem. Die wegweisende Biografie von Andrea Wulf unter dem Titel „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ wurde 2016 ein Welterfolg und als das vollkommenste Porträt des genialen Wissenschaftlers gerühmt.
Nun legt die deutsch-britische Autorin – quasi zum 250. Geburtstag des Forschers in diesem Jahr, ein weiteres außergewöhnliches Buch vor: „Die Abenteuer des Alexander von Humboldt. Eine Entdeckungsreise“. Diesmal widmet sie sich ganz der legendären Südamerika-Expedition von 1799 bis 1804. Es geht unter anderem um spektakuläre Begebenheiten wie die wagemutige Reise auf dem Orinoko oder die minder gefahrvolle Besteigung des Chimborazo.
Anregen ließ sich Wulf von Humboldts eigenen Tagebuch-Aufzeichnungen in der gefürchteten fast unleserlichen Handschrift, die erst kürzlich zugänglich gemacht wurden. Doch der auch künstlerisch begabte Naturforscher hatte die Tagebücher ja auch mit unzähligen Zeichnungen, Skizzen und Karten ausgeschmückt. Das aber gab der vielfach preisgekrönten Autorin die Anregung zu einer ganz anderen Präsentation: gewissermaßen ein Reisebericht aus Originalquellen als eine Art 'graphic novel'.
Dazu fand sie dann in der jungen amerikanischen Illustratorin Lillian Melcher die kongeniale Partnerin. Während Wulf die Szenen aus den Tagebüchern nach Art von Storyboards samt Dialogen und Bildunterschriften umsetzte, schuf Melcher daraus die entsprechenden Seiten voller Bilder und Collagen bis hin zu Zeichnungen vieler Pflanzenproben nach den von Humboldt gesammelten echten Exponaten.
Wulf ist selbst auf den Spuren Humboldts quer durch Europa und Lateinamerika nachgereist und das stets auf der Grundlage der verstaubten Tagebücher. Alles ist nun in dieses außergewöhnliche Buch eingeflossen einschließlich all der Begegnungen des visionären Denkers und unerschrockenen Wissenschaftlers mit den indigenen Völkern des Forschungsgebiets. Entstanden ist eine höchst sinnliche Bildergeschichte, die mit all ihren Skizzen, Karten, Illustrationen und Kupferstichen auf faszinierende Weise immer neue spannende Details und Zusammenhänge entdecken lässt.
Fazit: ein sehr spezielles Sachbuch, an dem auch Humboldt selbst vermutlich ganz viel Freude hätte.

# Andrea Wulf mit Lillian Melcher: Die Abenteuer des Alexander von Humboldt. Eine Entdeckungsreise (aus dem Englischen von Gabriele Werbeck); 272 Seiten, farbig ill., Mittelformat; C. Bertelsmann Verlag, München;
€ 28

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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