ALEXANDER EILING/ELENA SCHROLL:
LOTTE LASERSTEIN
Zu den außergewöhnlichsten deutschen Malern zählt zweifellos Lotte Laserstein
(1898-1993). Vor allem mit ihren sensibel gestalteten Porträts kam sie in den späten
Jahren der Weimarer Republik zu großem Erfolg. Als Künstlerin mit jüdischem Hintergrund
und obendrein als Exponentin sogenannter 'entarteter' Kunst blieb ihr jedoch unter den
Nazis nur die Flucht ins Exil.
Um so verdienstvoller ist die Ausstellung zu der lange fast vergessenen Malerin im
Frankfurter Städel Museum, die noch bis zum 17. März diesen Jahres gezeigt wird.
Begleitet wird die Werkschau mit rund 40 Gemälden und Zeichnungen von einem opulenten
Katalog, den Alexander Eiling und Elena Schroll unter dem Titel Lotte Lasermann
Von Angesicht zu Angesicht herausgegeben haben.
Ihre Anfänge als eine der ersten weiblichen Studierenden an der Berliner Hochschule für
die Bildenden Künste in den 20er Jahren lesen sich ebenso spannend wie der erst große
Erfolg, den sie mit dem Gemälde Russisches Mädchen mit Puderdose 1928 bei
der Frühjahrsausstellung der Preußischen Akademie der Künste erzielte. Ihre Bilder, im
Stil zwischen Realismus und Neuer Sachlichkeit einzuordnen, fanden dank der akademischen
und zudem sehr eigenständig ausgeprägten Arbeitsweise auch bei der Kritik höchste
Anerkennung.
Ins Auge fällt dabei der weit überwiegende Anteil an Porträts und Selbstporträts sowie
zahlreicher Akte, die sich allesamt durch ihre hohe Lebensnähe auszeichnen. Insbesondere
Frauenbilder überzeugen da immer wieder mit einer neuen weiblichen Identität, der
Neuen Frau. Es sind selbstbewusste Frauen, die Laserstein abbildet, und wenn
es Akte sind, so steht nicht Erotik sondern natürliche Sinnlichkeit im Mittelpunkt.
Vom Handwerk her eine 'alte Meisterin', zeigte sie sich gleichwohl als Schöpferin
überaus moderner Malerei. Und es war ein Segen, dass ihr bei der Flucht ins Stockholmer
Exil 1937 die Mitnahme ihrer Werke gelang. Zwar konnte sie sich dort vor allem als
Auftragsporträtistin etablieren, doch erst im Alter war ihr dann auch etwas
internationale Anerkennung vergönnt. Was auch der Öffentlichkeit damit entgangen ist,
zeigen Ausstellung und Begleitkatalog auf beeindruckende Weise.
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