ULRICH PLEITGEN: „GANZ ODER GAR NICHT!“


Ulrich Pleitgen war einer der bekanntesten deutschen Schauspieler der letzten Jahrzehnte, berühmt geworden vor allem durch eine Vielzahl sehr beliebter Fernsehserien von den „Eurocops“ über „Das Amt“ bis hin zur Reihe um den Apotheker Dr. Kleist.
Noch rechtzeitig vor seinem Tod am 21. Februar 2018 gelang es dem leidenschaftlichen Vertreter der vielen Charaktere, seine Memoiren niederschreiben zu lassen. „Ulrich Pleitgen: Ganz oder gar nicht!“ lautet der Titel und es passt zu diesem bodenständigen und offenherzigen Mimen, wenn er im Untertitel betont: „Aus dem Leben eines Überzeugungstäters“.
Das Besondere aber an dieser nachgelassenen Autobiografie ist die Art des Entstehens, denn sein Co-Autor war Ilja Bohnet, promovierter Physiker, erfolgreicher Schriftsteller und – sein Stiefsohn aus der ersten Ehe seiner langjährigen Ehefrau Ann-Monika. Ein lange gehegter und vielleicht bewusst gepflegter Irrtum wird übrigens durch den eingefügten Bildteil korrigiert: Pleitgen wurde nicht am 1. November 1946 sondern bereits 1942 geboren, starb also im Alter von 75 Jahren.
Ein erfülltes Leben, das der Mime mit sympatrhisch natürlicher Offenheit ausbreitet. Wie er als Kind ausgebombter Eltern in Hannover zwar beengt aber wohlbehütet aufwuchs und um so mehr litt, als er mit 10 Jahren aufs Internat wechseln musste. Das zugleich einen Startpunkt fürs Leben setzte, denn dort machte er mit 14 Jahren seine erste Schauspielerfahrung.
Seine facettenreiche Schauspielkunst entwickelte er dann auf Theaterbühnen mit vielen oft großen Rollen auf vielen Bühnen bis hin zum Thalia Theater Hamburg. Noch vielfältiger wurde das Rollentableau, als er sich dann vermehrt dem Fernsehen widmete. „Er liebet nichts mehr als die Tragikomödie“, stellt Ilja Bohnet fest, und er lieh sein oft so schalkhaftes Spiel neben vielen Spielfilmen auch solchen Dauerbrennern wie der Serie „Nicht von schlechten Eltern“, für die er 1994 sogar mit dem Bambi ausgezeichnet wurde.
Die größte Ehrung in Form des Goldenen Bären erhielt der Charakterdarsteller jedoch für seine herausragende Leistung als Richter Prinzing in der Stammheim-Verfilmung von 1986. Gegen Ende seines ereignisreichen Lebens wünschte sich Pleitgen die schauspielerische Jugend zurück, sprach aber ohen jede Bitternis auch von manch Stolperern in seiner insgesamt ausgesprochen glanzvollen Karriere.
Und es war dem bekennenden „strenggläubigen Atheisten“ ein sanfter Tod im Beisein seiner großen Liebe vergönnt. Auch das eine auf sympathische Weise beschriebene Passage in dieser aufschlussreichen Autobiografie eines liebenswürdigen Allround-Schaupsielers.

# Ulrich Pleitgen & Ilja Bohnet: Ganz oder gar nicht! Aus dem Leben eines Überzeugungstäters. Die nachgelassene Autobiografie; 272 Seiten, div. Abb.; Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin; € 19,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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