GERHARD J. REKEL: „DER GOTT DES GELDES“


Wie schnell sich eine Bankenkrise zur Katastrophe entwickeln kann, davon haben wir in Europa durch die globale Finanzkrise 2008 ja mitbekommen. In Deutschland waren wir allerdings hauptsächlich nur reichlich zahlende Zuschauer. Was aber, wenn es einen tiefgehenden Cyber-Angriff auf unsere hiesigen Banken gäbe?!
Aus dieser Annahme hat der österreichische Drehbuch- und Krimiautor Gerhard J. Rekel seinen jüngsten Roman „Der Gott des Geldes“ entwickelt. Eingangs wird da Harry Rokovic vor den Augen seiner fassungslosen Ehefrau Saskia entführt. Die Ich-Erzählerin kann nicht glauben, was dann geschieht: Beamte des Bundeskriminalamts stürmen ihre bescheidene Mietwohnung auf der Suche nach Beweisstücken für einen offenbar dramatischen IT-Angriff auf eine der ganz großen Banken im Land.
Ihr Harry, IQ 152 mit mathematischer Inselbegabung, geniales IT-Gehirn und dennoch wegen seiner Asperger-Attitüden nicht nur als Ehemann sondern auch für jeden möglichen Arbeitgeber schwer erträglich, soll entgegen aller Friedfertigkeit an einem schweren Verbrechen beteiligt sein? Und im Nu wird Saskia nicht nur allenthalben von BKA und sonstigen Diensten sondern auch von ebenso geheimnisvollen wie gefährlichen anderen Gruppierungen verfolgt.
Offensichtliches Ziel sind ein Notebook und ein USB-Stick mit entscheidendem Inhalt, die jedoch raffiniert versteckt sind. Und Saskia kämpft darum, dass das so bleibt, denn in einer letzten kryptischen SMS hatte Harry gewarnt, dass sein Leben davon abhänge. Es entwickelt sich ein rasantes Katz- und-Mausspiel zwischen der jungen Frau und ihren Häschern, bei dem sie zwischendurch sogar in Haft gerät.
Als weitere ständige Sorge funkt dann auch noch die um den zehnjährigen Sohn hinein, denn der hat Asthma-Attacken und benötigt immer wieder seine Medikamente. Unaufhaltsam nimmt derzeit das seinen Lauf, weswegen vor allem das BKA und das BSI in Aufruhr sind: ein unglaublich effizienter Virus beginnt sein Werk einer „Umgestaltung“ erst bei der Andromeda-Bank und dann auch bei der führenden L&L-Bank.
Die Geldautomaten spucken dreifache Mengen je Eingabe aus, dicke Kredite werden umgekehrt und das ist erst der Anfang. Immer schneller läuft das gesamte Geldwesen aus dem Ruder, bis alle Geldautomaten abgeschaltet werden müssen. Chaos bricht aus bis hin zum Notstand des gesamten Landes. Derweil ist aus dem Roman mit seinen wechselnden Erzählperspektiven und den aufschlussreichen Einblicken in die Arbeit der Sicherheitsdienste längst ein atemberaubender Thriller geworden.
Zugleich offenbart sich zunehmend der wahre Drahtzieher, nachdem Bundesbank-Manager Kurt Krepper klargestellt hat: Banker sind Bankräuber. In ihm als Insider im Herzen des Systems kocht die Wut über den Irrsinn des nur noch virtuellen Geldes. Irgendwer muss ja handeln und er kennt die Achillesferse: eine Bank ohne funktionierende IT ist eine tote Bank.
Die mitreißende Geschichte offenbart dabei viel Brisantes aus dem Bankenwesen, das gut verständlich eingeflochten wird. Das Ende sei hier nicht verraten, auf jeden Fall ist es schlüssig und auch beunruhigend in seiner Realitätsnähe. Dieser gesellschaftskritische Thriller lebt im Übrigen weniger von einem geschliffenen Stil als von seiner unwiderstehlichen Dramatik.

# Gerhard J. Rekel: Der Gott des Geldes; 375 Seiten, Klappenbroschur; Verlag Wortreich, Wien; € 14,90

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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