JUNE PERRY: WHITE MAZE - DU BIST LÄNGST MITTENDRIN“


Viv führt ein beneidenswertes Leben: die 16-Jährige lebt in einer Villa mit Blick auf Los Angeles, hat zwei beste Freundinnen und außer viel Luxus auch viel Spaß. Der in diesen Zeiten etwa 20 Jahren in der Zukunft auch darin besteht, dass man dank Visions-Linsen kein Handy mehr braucht und ständig und überall mitreißende AR-Spiele genießen kann.
Vivs Mutter Sofia Tallert ist die unangefochtene Königin unter den Erfindern dieser Spiele auf dem Niveau der „Augmented Reality“, in die Ansätze des realen Lebens eingewoben sind. Soeben steht mit „White Maze“ eine bahnbrechende Neuheit vor dem Start und dazu gehören auch die sensationellen Lucent-Kontaktlinsen, die das totale Eintauchen ins Spiel jetzt sogar mit allen fünf Sinnen eröffnet.
„White Maze – Du bist längst mittendrin“ heißt auch der Titel von June Perrys hochspannendem Jugendthriller, mit dem sie auch deshalb überrascht, weil man sie unter ihrem bürgerlichen Namen Marion Meister als Autorin eher harmloser Kinderbücher kennt. Hier aber springt die Handlung gleich in ganz neue Dimensionen, die alles andere als harmlos sind.
Erst hatte ihre Mutter Viv völlig geschockt, als sie ihr ungewohnt hysterisch die noch verpackten Lucent-Linsen wieder wegnimmt, diese in der Mikrowelle zerstört und und dann von dannen hetzt. Doch der nächste Schock ist noch größer, denn – ihre so vitale Mutter stirbt plötzlich an Herzversagen! Die Polizei nennt es jedenfalls so und die Überwachungskameras im Büroturm der „Mainhead“-Company, wo Sofia Tallert all die genialen Spiele erfand, zeigen nichts Verdächtiges.
Für Viv aber weisen die Fotos vom Fundort kaum zweifelhaft auf Mord hin. Als dann auch noch Agenten von „Mainhead“ die Villa durchsuchen, kann Viv nur noch Mutters supergesicherten Spezial-Laptop schnappen und flüchten. In ihrer Not wendet sie sich an Tom, den schulbekannten Hacker. Und dann werden beide gejagt, allerdings bringt Tom Viv zu seiner abgelegenen Hacker-Communinity, ein regelrechtes Nerd-Paradies.
Es gelingt ihnen das Eindringen in den Laptop, doch Mutters Botschaften an Viv geben komplexe Rätsel auf. Warum wollte ihr Chef keine Notabschaltung bei „White Maze“ zulassen und wozu dienten die nachträglich vorgenommenen Veränderungen in den Parametern? Immer mehr deutet auf eine heimtückische Gefahr insbesondere durch die Lucent-Linsen hin: die ganz große Manipulierbarkeit der Nutzer. Und die würden bei dem Hype um dieses Superspiel zahllos sein.
Und tatsächlich tritt nun ein Mitspieler ins Geschehen, der als „Prepender“ Teuflisches im Sinn hat und das mit skrupelloser Intelligenz vorantreibt. Geradezu atemlos treibt das undurchsichtige Geschehen mit immer neuen Wendungen in ein dramatisches Finale. Das ist überaus clever geschrieben und reißt auch Leser mit, die von all der Technik nicht viel verstehen. June Perry überfordert hier niemanden und hält zugleich die Spannung durchgehend hoch.
Fazit: ein hervorragend gelungener Jugendthriller, der in einer recht nahen Zukunft spielt und da „stören“ weder technische Finessen noch die dezent gehaltenen Gefühlsentwicklungen. Also ein großes und ganz und gar filmreifes Lesevergnügen für Teenager ab etwa 14 Jahre.

# June Perry: White Maze – Du bist längst mittendrin; 370 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 18

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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