BOB WOODWARD: „FURCHT: TRUMP IM WEIßEN HAUS“


Mit „Furcht: Trump im Weißen Haus“ nimmt sich nun der Pulitzer-Preisträger Bob Woodward des kaum glaublichen Polittheaters des aktuellen US-Präsidenten an. Die Ikone des investigativen Journalismus, die einst mit zum Rücktritt von Präsident Nixon beitrug, führte endlose Interviews mit Beteiligten des Regierungsbetriebs.
Zu den meisten Ausführungen betont Woodward, dass sie auf Angaben aus Gesprächen „unter zwei“ und „unter drei“ beruhen. Natürlich gibt es auch hier schon behaupteten und noch einmal verifizierten Aussagen zum Beispiel von Stabschef Kelly („Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos zu versuchen, ihn von irgendetwas zu überzeugen.“), doch viele Vorgänge werden auch minutiös mit wichtigen Hintergrundfakten dargestellt.
Manches ist bekannt, manches wird in dieser intensiven Durchleuchtung noch erschreckender. Wie Trumps obsessiver Drang, sich immer wieder ungehindert Luft zu machen, was ihn oft genug an den Rand der Beherrschung bringt. Andererseits delektiert er sich bei seinen ständig aufgescheuchten Mitarbeitern an deren Streitereien, denn Konsens ist ihm ein Gräuel.
Woodward konstatiert, dass Trump noch ignoranter und erratischer ist, als bisher bekannt. Wo Michael Wolf mit „Feuer und Zorn“ zuweilen kolportagehaft oder auch schlampig über das alles schrieb, wirkt Woodward trotz mancher Neigung zu Anekdoten weniger unterhaltsam, eben weil er ungleich trockener und dafür um so detailfreudiger vorgeht. Was dabei noch viel unfassbarer als bei Michael Wolff heraussticht, ist die Tatsache, dass sich im Dutzend gestandene Leute – oft völlig unabhängige Selfmade-Millionäre wie dumme unartige Rotzlümmel von dem offenbar nachweislich beschränkten, ungehobelten POTUS behandeln lassen und auch nach ihrem Rauswurf kaum eine Gegenwehr erfolgt.

# Bob Woodward: Furcht: Trump im Weißen Haus (aus dem Amerikanischen von Sylvia Bieker u.a.); 525 Seiten; Rowohlt Verlag, Reinbek; € 22,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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