MARKUS MAUTHE: „LOST – MENSCHEN AN DEN RÄNDERN DER WELT“


Markus Mauthe gehört seit langem zu den besten Naturfotografen der Welt. Mit seinem neuen Projekt „Lost – Menschen an den Rändern der Welt“ aber übertrifft er sich selbst. Über drei Jahre hat der Greenpeace-Aktivist dafür Menschen abseits der modernen Welt besucht.
Magische Momente, extreme Erfahrungen und hinreißende Bilder hat er gebündelt zu einer Ausstellung in der Hamburger Hafencity, zu einem abendfüllenden Film, der am 1. November in die Kinos kommt, sowie zu einer großen Live-Fotoshow, mit der er bundesweit auf Tournee geht. Und nicht zu vergessen: zu all dem gibt es einen prachtvollen Bildband unter demselben Titel.
Begleitet von den klugen Hintergrunderläuterungen des Ethnologen und Historikers Florens Eckert, zeigt Mauthe hier eine atemberaubende Fülle brillanter Fotografien von über 20 indigenen Völkern. Er hat sie im Tropenwald, in Gebirgen und Wüsten, auf dem Ozean und im arktischen Eis aufgesucht. Die charakteristischen Landschaften, in denen sie leben, ihre oft kaum bekannten kulturellen Eigenheiten und Ereignisse, denen wohl kaum ein Westler bisher beiwohnen durfte.
So begleitete er die Vorbereitungen und die Zeremonie einer Hochzeit bei den Hamar im äthiopischen Hochland, lernte dort aber auch die beeindruckenden Kara-Krieger kennen, deren Heimat am Omo-Fluss durch Landraub für Baumwollplantagen bedroht ist. Die wohl urwüchsigsten Stämme traf er auf Westpapua, wo er unter anderem bei einem Schweinefest der Dani mitfeiern durfte.
Mauthe traf sogar auf ein Volk, das noch nie von Weißen aufgesucht wurde: die Kachipo in den südsudanesischen Boma-Bergen. Und immer wieder entstanden Bilder wie aus einer anderen Zeit. Stets aber begegnete er den fern der modernen Welt lebenden Menschen auf Augenhöhe, wobei er den Begriff „Naturvölker“ ohnehin als unpassend ablehnt.
Es gab keine romantische Verklärung im Sinne von „edle Wilde“. Stattdessen spürt man bei jedem Bild, dass Mauthe den Menschen ihre Würde gelassen hat und sie in ihrer Lebenswirklichkeit zeigt. Da fällt der Ernst in den meisten Gesichtern ebenso auf wie der natürliche Stolz. Es sind grandiose Aufnahmen, bei denen einfach alles stimmt. Um so trauriger stimmt bei aller Faszination, die dieser Bildband ausstrahlt, dass viele dieser indigenen Völker von der modernen Welt mit ihrer industriellen Ausbeutung um des Gewinnstrebens willen bedrängt und bedroht sind in ihrem Lebensraum und in ihrer natürlichen Eigenart.

# Markus Mauthe (mit Florens Eckert): Lost – Menschen an den Rändenr der Welt; 320 Seiten, 250 farbige Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; € 50

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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