DANIEL GRIFFIN: RETTUNG
1993 gab es auf Vancouver Island einen der spektakulärsten staatlich sanktionierten
Umweltfrevel. Die Provinzregierung von British Columbia überließ einem Holzkonzern
riesige Flächen im einzigartigen Urwald auf der Pazifikinsel vor der kanadischen Küste
(größer als das Bundesland Brandenburg) zum Abholzen. Presseschlagzeile damals: 74
Prozent des Primärwalds freigegeben.
Es gab erbitterten Widerstand gegen diesen Kahlschlag in den ökologisch so wertvollen
Regenwäldern und hunderte von Umweltschützern wurden bei Protesten festgenommen.
Intensiv und hartnäckig waren die Aktivisten gewesen, allerdings auch gewaltfrei. Was
aber, wenn die Proteste nicht so friedlich geblieben wären?
Aus dieser Überlegung hat Daniel Griffin unter dem Titel Rettung einen
hochspannenden Roman vor realem Hintergrund gemacht. Vier junge Menschen sind da
frustriert, dass ihre Einsprüche, Forderungen und friedliche Aktionen wie das Anketten an
Bäume nichts bewirken und sie selbst staatlicherseits auf Kritik und Widerstand stoßen.
Die hoch engagierten Mitglieder der Umweltschutzorganisation Earth Action Now
sind es leid und wollen die Gerechtigkeit mit anderen Mitteln durchsetzen. Ihr Ziel:
Die Maschinerie zu zerstören, die die Welt zerstört. Sie haben einen Plan
und sie haben acht Kisten Dynamit, mit denen sie die riesige Esterway Ridge Lagerhalle in
die Luft sprengen wollen. Peter, der Mutigste und Entschlossenste von ihnen, schließt den
Zeitzünder kurz.
Und muss hilflos mitansehen, dass im letzten Augenblick unerwartet ein Wachmann hinzukommt
und von der gewaltigen Explosion schwer verletzt wird. Womit eine große Flucht und eine
große Jagd auf die Ökoterroristen einsetzt. Während seine Mithelfer mit dem
Wagen fliehen können, hetzt Peter in seiner Panik in die Wälder, bis er schließlich an
der Küste auf eine Siedlung von Aussteigern trifft.
Er gibt sich als Ash McCabe aus und findet bei Inez Pierce Unterschlupf. Die etwas ältere
Künstlerin lebt hier mit ihren zwölfjährigen Sohn Dennis sehr alternativ. Schnell
entwickeln sich zwischen der alleinerziehenden Mutter und dem Flüchtlinge starke
Gefühle. Allerdings verschweigt ihr Peter weiterhin seine wahre Identität und weshalb es
ihn hierher verschlagen hat.
Da der Wachmann seinen Verletzungen erliegt, werden die vier inzwischen nicht nur wegen
Ökoterrorismus sondern auch wegen Mordes landesweit gejagt. Wobei die ausgesetzte hohe
Belohnung die Hatz noch befeuert. Eigentlicher Gegenspieler des Quartetts aber ist
mittlerweile Earth Action Now geworden, denn die Tat der Vier ist für das
Anliegen und die Akzeptanz der Umweltaktivisten äußerst abträglich.
Und eben diese Problematik, wie weit Protest gehen darf, gehört neben den großartig
gezeichneten Charakteren zu den hohen Qualitäten dieses Debütromans, der viel Anlass zum
Nachdenken gibt. Zudem hat der kanadische Autor die grandiose Natur des Schauplatzes mit
starken Bildern in das ebenso glaubwürdig wie fesselnd erzählte Geschehen eingebaut. Da
erübrigt sich fast der Hinweis, dass das Ganze außerdem absolut filmreif ist.
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