MICHAEL OPOCZYNSKI:
SCHMERZENSGELD
Über 20 Jahre lang war Michael Opoczynski Leiter und Moderator der ZDF-Sendung
WISO, wo er sich insbesondere auch als Anwalt des Verbrauchers einsetzte.
Gerade er weiß nur zu gut, wie oft Recht und Gerechtigkeit für den Normalbürger nicht
deckungsgleich sind.
Wie gern würde man da mal eingreifen und aus dieser Idee heraus hat Opoczynski nun seinen
ersten Roman unter dem Titel Schmerzensgeld geschrieben. Eingangs führt der
zu einem obskuren Unfall, den ausgerechnet ein Trickser der sogenannten
Rechts-vor-Links-Banden erleidet, der sonst brave Bürger nicht nur über ihre
Versicherung bluten lässt.
Und man lernt ein unauffälliges Verbraucherschutzbüro in Berlin-Gesundbrunnen kennen, in
dem mit Silvio Cromm ein ehemaliger LKA-Beamter kleine Leute bei ihren Sorgen berät.
Tatsächlich aber gehört er wie das gesamte Haus zur Gesellschaft für
unkonventionelle Maßnahmen. Gegründet und finanziert vom einstigen Filmproduzent
Paul van der Loo, sorgt hier eine illustre Mannschaft nach genau diesem Firmenprinzip für
die Schaffung von Gerechtigkeit, wo Polizei und Justiz an Grenzen stoßen.
Nun jedoch haben die Gesellschafter ein richtig großes Ding vor, denn sie haben von
zahlreichen Fällen gehört, wo meist ältere Kleinsparer von dubiosen Finanzberatern
übertölpelt und zu regelrechten Geldvernichtungsanlagen überredet worden sind. Dahinter
steckte die Allgemeine Städtebank AG in Köln, die nach ihrer Privatisierung
dieses neue Geschäftsmodell eingeführt hatte. Und die Zielpersonen wurden stets nach dem
A- und D-Prinzip ausgesucht: alte und doofe Kunden.
Die ebenso attraktive wie clevere Felicitas Hahmann ködert zunächst den freischaffenden
TV-Journalisten für eine Reportage über die Bank und spickt ihn mit Insiderwissen. Über
ihn kommt die Gesellschaft auf den Drahtzieher der Abzockerbank, den selbst in seinen
Kreisen unbeliebten Dr. Wilhelm von Tretter. Nun beginnt die generalstabsmäßige
Vorbereitung einer Maßnahme zur Bestrafung dieses Übeltäters.
Mit was für wahrhaft unkonventionellen Vorgehensweisen das aufgezogen und durchgeführt
wird, ist hinreißend erfunden. Wie der selbstherrliche Raffgeier vorgeführt wird und
alles an die Öffentlichkeit gelangt, das tritt ungeahnte Wellen los. Bei all dem
schillert durchaus auch ein wenig Kritik an dieser ganz und gar nicht rechtsstaatlichen
Methoden, ein wenig Gerechtigkeit zu schaffen, durch.
Zugleich bereiten Opoczynskis knapper sarkastischer Ton und der unverkrampfte Umgang mit
der Political Correctness samt der knappen bildhaften Sprache ein hohes
Lesevergnügen. Das ist intelligent, spannend und kommt mit wenig Gewalt und
Blutvergießen aus. Zuguterletzt bleiben nur noch zwei Wünsche offen: erstens der nach
einer Verfilmung und zweitens der nach weiteren unkonventionellen Maßnahmen.
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