SARA PABORN: „BEIM MORDEN BITTE LANGSAM VORGEHEN“


Man weiß es von Anfang an: Irene, die freundliche pensionierte Bibliothekarin hat ihren Ehemann Horst ins Jenseits befördert. Mit dem nötigen Abstand schildert sie nun ganz unaufgeregt und ziemlich nüchtern, wie und warum sie das tat.
Damit beginnt die sehr schwarzhumorige Kriminalkomödie von Sara Paborn und die schwedische Autorin empfiehlt schon im Titel „Beim Morden bitte langsam vorgehen“. Man muss Irene viel Geduld und Demut zugute halten, aber 39 Jahre einer unerfreulichen Ehe mit einem gefühllosen Egozentriker, für den ausschließlich die eigenen Bedürfnisse zählten, waren einfach genug.
Das stand fest für sie, als ihr klar wurde, wie er sie immer wieder gedemütigt hatte. Aber eine Scheidung – ungern, zumal es dann nicht einmal eine Entschädigung für die miesen Jahre gäbe. Und dann ist es eigentlich Horst selbst, der sie regelrecht auf die Lösung aller Probleme stupst. Erst hatte er nur ihr Dachzimmer von allen Büchern freigemacht, um es für seine Musikanlagen zu nutzen. Dann aber entsorgte er auch die in den Keller abgeschobenen Bücherkisten hinter ihrem Rücken.
Just dadurch wurde Irenes empörter Blick auf eine alte Holzkiste, ein Erbstück aus ihrem Elternhaus, frei. Darin alte Vorhänge und jede Menge der altmodischen Bleibänder, mit denen man die Vorhänge früher zum Geradehängen beschwerte. Was sie prompt auf Ideen bringt, denn da war doch mal was mit Bleivergiftungen in früheren Zeiten, weil man die Giftigkeit des Metalls nicht kannte.
So studiert die nette Bibliothekarin einschlägige Bücher und beginnt, in ihrer Küche Bleizucker zu mixen. Den sie dem selbstgefälligen kerngesunden Horst in kleinen Dosen verabreicht. Es dauert zwar, doch schließlich zeigen sich Wirkungen. Die Horst ebenso wenig einordnen kann wie später das stark nachlassende Sehvermögen dank der verschmirgelten Brille.
Wie sich das langsame Morden fortentwickelt, wie Irene hin und wieder gestört wird und wie sie sich zunehmend ihre Freiräume vom noch lebenden Horst zurückerobert, das liest sich herrlich böse. Und entwickelt eine subtile Spannung, obwohl man das Endergebnis ja kennt. Diese Abgründigkeit im Normalen und diese geduldige Rache einer untergebutterten älteren Frau, das erinnert sehr an ähnliche Romane von Ingrid Noll, auch wenn die meist noch raffinierter und süffisanter sind.

# Sara Paborn: Beim Morden bitte langsam vorgehen (aus dem Schwedischen von Wibke Kuhn); 267 Seiten; Deutsche Verlagsanstalt, München; € 18

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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