NATALIE BUCHHOLZ: DER ROTE
SWIMMINGPOOL
Ein kurzer Prolog erzählt von 120 Sozialstunden statt einer möglichen Freiheitsstrafe,
vor der Adam wegen seines Geständnisses und der gezeigten Reue gerade noch so hergekommen
ist. Mehr nicht, denn von nun an erzählt der knapp 18-Jährige von genau jenem Sommer,
als seine heile Welt aus heiterem Himmel heraus zerbrach.
Damit beginnt Natalie Buchholz ihren Debütroman Der rote Swimmingpool, der
sich vor allem an Leser im Teenageralter wendet. Dass Adam eher unbedarft und wenig
lebenserfahren vor sich hinlebt, hat nichts mit Dummheit zu tun sondern mit seinen
wahrlich beneidenswerten Lebensumständen. Er lebt unbeschwert in einem klasse Haus im
feinen München-Harlaching und hat Eltern, wie man sie sich nur wünschen kann.
Regelrecht vernarrt ist er in seine allseits beliebte, sehr attraktive Mutter Eva mit
ihrem echt französischem Charme. Doch auch Vater Wiktor, einst aus Polen gekommen und
jetzt erfolgreicher Unternehmensberater, ist in Ordnung. Vor allem aber ist Adam geradezu
begeistert über das auch noch fast 18 Jahren Ehe immer noch sehr innige Liebesverhältnis
seiner Eltern zueinander.
Um so heftiger trifft es den zufriedenen Teenager dann, als der Vater sich plötzlich
absetzt und nicht nur von der Mutter sondern auch von ihm nichts mehr wissen will. Aber
auch seine geliebte Mutter gibt ihm erst keine Erklärungen und geht schließlich sogar
ohne ihn zurück nach Paris, wo ihre Schwester in der Mode-Branche arbeitet.
Dann springt die Geschichte in die Zeit nach der Verurteilung, in der Adam sich um ganz
alte pflegebedürftige Menschen kümmern muss. Immerhin lernt er dabei die Urenkelin der
schwierigen Frau Schedel kennen und in diese Tina verliebt er sich im Nu. Womit jetzt eine
flirrende Teenagerliebe einsetzt, die ebenso schnörkellos und glaubhaft geschrieben ist
wie auch die übrigen Geschichte. Wobei eine gewisse Spannung aufkommt, ob Tina denn gar
nicht wissen will, wieso er diese nicht gerade angenehmen Pflegedienste absolvieren muss.
Allmählich erfährt man mehr von Adams Leidensweg. Als er dem Vater hinterherspioniert,
entdeckt er den offensichtlichen Grund für das schnöde Zerbrechen der Vorzeigeehe: eine
Geliebte mit zwei kleinen Kindern. Und Adams Wut und Verzweiflung steigert sich noch, als
die Neue samt den Kleinen in sein einstiges Paradies mit dem einst extra für
die Mutter gebauten roten Swimmingpool einzieht.
Und er obendrein durch ein zufälliges Hineintappen auch noch etwas mitbekommt, das ihn
auf fatale Weise ausrasten lässt. Aber die Wahrheit kann zuweilen schmerzlich
anders sein, als es zunächst scheint. Die bitteren Erkenntnisse zeigen in dem sehr
intensiven und hervorragend gelungenen Finale noch ganz andere Seiten des Lebens, die Adam
regelrecht ins Erwachsensein schubsen. Aber zum Glück auch in die erste Liebe als
wichtigen Rettungsanker.
Fazit: ein ebenso leichtfüßig wie tiefgründig und realistisch erzählter Roman, der
nicht nur Teenager fesseln dürfte.
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