HENK van RENSBERGEN: „NO MAN'S LAND“


Ja, so könnte es womöglich eines Tages aussehen, wenn die Menschheit so weitermacht: nicht einfach nur sogenannte „Lost Places“, aufgegebene Gebäude oder Ruinen, sondern solche, die Fauna und Flora übernehmen. Henk van Rensbergen ist berühmt für seine Fotos von verlassenen Orten, nun aber setzt er noch einen drauf.
„No Man's Land“ ist sein neuer Bildband überschrieben und hier inszeniert er postapokalyptische Szenen mit zuweilen belustigender, meist jedoch eher gespenstischer Wirkung. Palazzi, ehemalige Fabriken, aufgegebene Krankenhäuser oder verlassene Villen zeigt der belgische Pilot und Fotograf. Doch eben nicht ohne Leben, denn Pflanzen sind auf dem Vormarsch, Moos auf einem einst majestätischen Bett – darauf eine träge dösende Bulldogge.
Der Untertitel lautet „Zwischen Utopie und Wirklichkeit verlassener Orte“ und diese stillgelegten Plätze strahlen einerseits eine meditative Ruhe aus. Andererseits aber verstört das Wildschwein in der einstigen Shoppingmall, der Leguan auf dem Eichenparkett oder die gelangweilte Orang-Utan-Dame in der verfallenen Grandezza einer Villa.
Der Fotograf verrät nicht, wo er seine Aufnahmen gemacht und wie viel davon er inszeniert hat. Dass es sich hier jedoch nicht um eine neckische Spielerei handelt, belegt schon das unmissverständliche Vorwort des Verhaltensforschers Desmond Morris. Einen geradezu kongenialen langen Epilog lieferte im Übrigen der Romancier und Dramatiker Peter Verhelst zu diesem außergewöhnlichen Bildband, der sehr nachdenklich macht.

# Henk van Rensbergen: No Man's Land. Zwischen Utopie und Wirklichkeit verlassener Orte (aus dem Englischen von Claudia Theiss-Passaro); 192 Seiten, 95 farbige Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München; € 50

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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