HENK van RENSBERGEN: NO MAN'S
LAND
Ja, so könnte es womöglich eines Tages aussehen, wenn die Menschheit so weitermacht:
nicht einfach nur sogenannte Lost Places, aufgegebene Gebäude oder Ruinen,
sondern solche, die Fauna und Flora übernehmen. Henk van Rensbergen ist berühmt für
seine Fotos von verlassenen Orten, nun aber setzt er noch einen drauf.
No Man's Land ist sein neuer Bildband überschrieben und hier inszeniert er
postapokalyptische Szenen mit zuweilen belustigender, meist jedoch eher gespenstischer
Wirkung. Palazzi, ehemalige Fabriken, aufgegebene Krankenhäuser oder verlassene Villen
zeigt der belgische Pilot und Fotograf. Doch eben nicht ohne Leben, denn Pflanzen sind auf
dem Vormarsch, Moos auf einem einst majestätischen Bett darauf eine träge
dösende Bulldogge.
Der Untertitel lautet Zwischen Utopie und Wirklichkeit verlassener Orte und
diese stillgelegten Plätze strahlen einerseits eine meditative Ruhe aus. Andererseits
aber verstört das Wildschwein in der einstigen Shoppingmall, der Leguan auf dem
Eichenparkett oder die gelangweilte Orang-Utan-Dame in der verfallenen Grandezza einer
Villa.
Der Fotograf verrät nicht, wo er seine Aufnahmen gemacht und wie viel davon er inszeniert
hat. Dass es sich hier jedoch nicht um eine neckische Spielerei handelt, belegt schon das
unmissverständliche Vorwort des Verhaltensforschers Desmond Morris. Einen geradezu
kongenialen langen Epilog lieferte im Übrigen der Romancier und Dramatiker Peter Verhelst
zu diesem außergewöhnlichen Bildband, der sehr nachdenklich macht.
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