HORST ECKERT: „DER PREIS DES TODES“


Auch wenn Horst Eckert mal keinen Krimi schreibt, wird es doch unweigerlich ein Thriller. Wie sein neuer Roman „Der Preis des Todes“, in dem der Erfolgsautor seine langjährigen Erfahrungen als Fernsehjournalist voll zur Geltung bringt. Im Mittelpunkt steht Sarah Wolf, die seit einigen Monaten ihre eigene Polit-Talkshow im Fernsehen hat. Heimlich ist die 36-Jährige mit Christian Wagner liiert, als Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium ein smarter Politiker mit Perspektive. Parallel ermittelt derweil in Düsseldorf Kriminalhauptkommissar Paul Sellin im Fall einer stark verwesten Leiche, die an einem See gefunden wurde.
Es stellt sich heraus, dass es sich um die seit längerem vermisste Johanna Kling handelt, Mitarbeiterin einer humanitären Hilfsorganisation. Und dass die 28-Jährige ermordet wurde. Der alte Haudegen ermittelt nun mit besonderer Verbissenheit, denn nach einer niederschmetternden ärztlichen Diagnose weiß er, dass dies sein letzter Fall sein wird.
Währenddessen hat Enthüllungsjournalistin Wolf ihre typischen Probleme im Sender, sei es wegen Eifersüchteleien um Posten, sei es wegen der schwankenden Quote oder politisch heikler Interviews. Um so unangenehmer berühren sie da Vorwürfe der Boulevardpresse gegen Staatssekretär Wagner wegen Lobbyismus. Doch wird ihre Liebesaffäre jäh gestoppt, denn man findet Wagner erhängt in seiner Wohnung. Sarah hat erhebliche Zweifel an den offiziellen Fakten, zumal ihre Professionalität sie bei aller Verliebtheit nicht von Recherchen im Umfeld Wagners abgehalten hatte.
Tatsächlich hatte er Verbindungen zu Samax, dem größten privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands und er war sogar im Beirat von dessen international operierender wohltätiger Stiftung „Blue Planet“. Für die wiederum die ermordete Johanna Kling im kenianischen Dadaab gewesen war, dem größten Flüchtlingslager der Welt mit hunderttausenden vornehmlich somalischen Insassen.
Sellin und Wolf ermitteln jeder auf seine hartnäckige Weise und offenbar hatte insbesondere der umtriebige Staatssekretär mehr Geheimnisse, als seine Geliebte auch nur geahnt hat. Die aber glaubt nicht nur nicht an die Selbstmordtheorie, sie wird auch wegen Samax und Dadaab so misstrauisch, dass sie sich auf den Weg nach Afrika macht. Mit ihrem Rechercheteam, bei dem vor allem Kameramann Nils seine besondere Klasse mit Nerven aus Stahl unter Beweis stellt.
Allein diese Passagen vor Ort sind eine Klasse für sich und gehen unter die Haut. Belauert, behindert und ständig unter Gefahr für Leib und Leben, stößt die wagemutige Journalistin zunächst auf die vagen Spuren des verschwundenen Dr. Emanuel Ambogo, einem Arzt der überraschend modernen Lagerklinik. Johanna Kling hatte ihn bei ihrem Besuch hier gesprochen – musste sie womöglich deshalb sterben?
Sarah Wolf aber entdeckt Vorgänge von wahrhaft monströsen Dimensionen, als sie eine Liste mit ungewöhnlich vielen Medikamenten findet, wie man sie nur für Transplantationen benötigt. Und als Gejagte kann sie den gedungenen Polizeikräften nur um Haaresbreite mit ihrem Team entkommen. Um in all dem hoffnungslosen Elend festzustellen: „Dadaab – auch bei Tageslicht ein dunkler Ort.“
Daheim jedoch wird es ebenfalls höchst bedrohlich, zumal es hier um Wirtschaftskriminalität größten Ausmaßes geht, die bis in höchste Regierungskreise reicht. Wobei die sehr persönliche Beziehung zwischen der hinreißenden Journalistin und dem Kriminalisten Sellin fast schon zu viel des Guten in diesem außerordentlich gut geknüpften Roman ist.
Horst Eckert erweist sich einmal mehr als großer Meister in der Kombination von Hochspannung voller überzeugender Überraschungen und einer ganz und gar realitätsnahen Geschichte. Erzählt ist das alles wie immer schnörkellos und zielführend und wie schon mit dem brillanten Politthriller „Wolfsspinne“ bewegt sich der Autor auch mit „Der Preis des Todes“ auf Weltniveau.

# Horst Eckert: Der Preis des Todes; 413 Seiten; Wunderlich Verlag, Reinbek; € 19,95

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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